ISG-Syndrom (Iliosakralgelenk)

Das ISG ist ein Gelenk (Iliosacralgelenk) zwischen dem Becken und dem Kreuzbein. Blockierungen, Bandschwächen, aber auch verschleißbedingte, also degenerative Erkrankungen (zum Beispiel Arthrose) und entzündlich-rheumatische Erkrankungen (zum Beispiel Morbus Bechterew) führen zu lokalen Schmerzen über dem Gelenk (im unteren Rücken). Die Beschwerden können aber häufig auch aufgrund der angrenzenden Muskel- und Nervenstrukturen in die Leiste oder das gesamte Bein ausstrahlen.

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Häufigkeit

Sichere prozentuale Angaben, wie häufig das ISG-Syndrom auftritt, liegen nicht vor. Bei jedem Kreuz- oder Beinschmerz gehört jedoch die klinische Funktionsuntersuchung des ISG zur orthopädischen Standarduntersuchung, da in sehr vielen Fällen das Gelenk – unabhängig ob Ursache oder Folge einer Fehlbelastung – mitbeteiligt und funktionsgestört ist.

Ursachen und Risikofaktoren

Beckenfehlstellungen oder -funktionsstörungen der Kategorie 1-3 (1. Beckenverwringung, 2. Sakroiliakalgelenksdysfunktion, 3. Dysfunktion des Überganges Lendenwirbelsäule-Kreuzbein), Bewegungsstörungen des Kreuzbeines durch muskuläre Dysbalancen – unter anderem auch bei manchen sportlichen Disziplinen/Aktivitäten mit einseitigen Kraftbewegungen (zum Beispiel Schießen oder Werfen) oder nach Unfällen/Stürzen auf zum Beispiel das Steißbein sowie Funktionsstörungen an anderen Körperregionen, welche über Verkettungssyndrome negativen Einfluss auf das ISG haben, können Beschwerden im Bereich des ISG und teils auch beidseitig ausstrahlend in die Gesäßhälften, Leisten und Füße verursachen. Entzündlich-rheumatische Erkrankungen sind weitere Risikofaktoren. Außerdem können auch verschleißbedingte Veränderungen der Grund für die unten genannten Symptome und Schmerzen sein.

Symptome und Verlauf

Es bestehen Schmerzen lokal im Bereich des Kreuzdarmbeingelenkes am unteren Rücken, die auch in den Gesäßbereich und die Leiste ausstrahlen können. Weiterhin können die Schmerzen bis zum Knie, teilweise sogar bis in den Fuß ausstrahlen und einen Bandscheibenvorfall vortäuschen bzw. den Symptomen eines Bandscheibenvorfalles ähneln. Auch funktionelle Beinlängendifferenzen können durch ISG-Blockierungen verursacht werden und normalisieren bzw. gleichen sich nach Behandlung der Iliosakralgelenke wieder an. Abhängig von den Ursachen kann der Verlauf relativ rasch spontan rückläufig sein, aber auch sehr hartnäckig und langwierig sein.

Diagnose

Da es sehr viele unterschiedliche Ursachen für das ISG-Syndrom geben kann, ist auch die Diagnostik des Syndroms vielfältig. An erster Stelle steht immer die Patientenbefragung (Anamnese, zum Beispiel: Wann, wie und wo sind die Beschwerden? Sturz in der Vorgeschichte? Rheuma/Morbus Bechterew in der Familie bekannt?) und eine körperliche Untersuchung sowie ein Abtasten des Patienten durch den Arzt (klinische manuelle Untersuchung) samt funktioneller Provokationstests. Daran schließen sich dann unter Umständen bildgebende Verfahren (Röntgen oder MRT) und laborchemische Befunde, also Blutuntersuchungen zur Erhebung der Entzündungswerte und spezieller „Rheumawerte“ an. Zusätzliche neurologische Untersuchungen und bildgebende Verfahren der Lendenwirbelsäule können in nicht eindeutigen Fällen hilfreich sein, um andere Diagnosen auszuschließen (zum Beispiel Bandscheibenvorfall), allerdings erst, wenn die zuvor erhobenen Befunde die Schmerzen nicht hinreichend erklären.

Therapie

Die überwiegende Anzahl der Beschwerden kann erfolgreich manualmedizinisch, das heißt mit den Händen, lokal behandelt werden. Anschließend sollte unter Umständen ein individuelles Dehn- und Kräftigungsprogramm in Eigenregie fortgeführt werden. Dies dient meist auch als beste Vorbeugung von erneuten Beschwerden. Ergänzend können kurzfristig lokale Injektionen (Spritzen) in das Gelenk erfolgen und/oder Schmerzmedikamente verabreicht werden, um für einige Tage Besserung zu bringen. Ein Teil der Beschwerden hat seine Ursache jedoch an anderen Körperregionen, sodass bei therapieresistenten Beschwerden weiter und aufwendiger untersucht und diagnostiziert werden muss. In diesen Fällen können auch Behandlungen von zum Beispiel Fehlbissen oder Fußfehlstellungen notwendig sein und müssen zunächst therapiert werden, um die lokalen Schmerzen im ISG-Bereich zu beseitigen. Bei entzündlichen Ursachen hilft meist nur eine medikamentöse Therapie, um Entzündungsschübe zu vermeiden und ein Voranschreiten zu verzögern bzw. möglichst aufzuhalten. Hier ist häufig eine interdisziplinäre Zusammenarbeit mit der Rheumatologie sinnvoll und hilfreich. Eine operative Therapie kann in einigen, sehr seltenen Fällen laut Literatur in Erwägung gezogen werden. Dem Autor dieses Artikels ist allerdings persönlich kein einziger operativer Fall in 16 Jahren Klinik- und Praxistätigkeit bekannt.

Literatur und weiterführende Links

Schünke, M. / u.a.: Prometheus LernAtlas der Anatomie. Stuttgart: Georg Thieme Verlag, 2014.

Freyschmidt, J.: Skeletterkrankungen. Klinisch-radiologische Diagnose und Differentialdiagnose. Berlin: Springer Verlag 2016.

Garten, H.: Applied Kinesiology Funktionelle Myodiagnostik; Osteopathie und Chirotherapie. München: Urban & Fischer, 2016. Müller-Wohlfahrt, H.-W. / u.a.: Muskelverletzungen im Sport. Stuttgart: Thieme Verlag, 2014.

Rehart, S. / Sell, S.: Expertise Orthopädische Rheumatologie. Stuttgart: Thieme Verlag, 2015.

FAQ - Häufig gestellte Fragen zum ISG-Syndrom (Iliosakralgelenk-Syndrom)

Was genau ist das ISG-Syndrom?

Das ISG-Syndrom, auch bekannt als Sakroiliakalgelenk-Syndrom, bezieht sich auf eine Erkrankung der Iliosakralgelenke (SI-Gelenke), die die Wirbelsäule mit dem Becken verbinden. Diese Gelenke sind entscheidend für die Übertragung von Gewicht und Kräften zwischen Oberkörper und Beinen. Das Syndrom ist gekennzeichnet durch Schmerzen und Funktionsstörungen in diesem Bereich, oft aufgrund abnormaler Bewegungen, entweder zu viel (Hypermobilität) oder zu wenig (Hypomobilität).

Welche Symptome treten beim ISG-Syndrom auf?

Die häufigsten Symptome des ISG-Syndroms sind:

  • Schmerzen im unteren Rücken: Oft als tiefer Lumbalschmerz beschrieben, lokalisiert im seitlichen Becken und/oder Leistenbereich.
  • Gesäß- und Oberschenkelschmerzen: Die Schmerzen können in das Gesäß und manchmal in die Oberschenkel ausstrahlen, oft begleitet von Kribbeln oder Taubheitsgefühlen.
  • Leistenschmerzen: Patienten können Schmerzen im Leistenbereich verspüren, die sich auch auf den Unterbauch ausbreiten können.
  • Bewegungsabhängige Schmerzen: Aktivitäten wie langes Sitzen, Stehen, Vorwärtsbeugen, Treppensteigen und Aufstehen aus sitzender Position können die Schmerzen verstärken.
  • Gefühl der Blockade: Einige Patienten berichten von einem Gefühl der Blockade oder der Unfähigkeit, bestimmte Bewegungen auszuführen.
  • Schmerzen bei körperlicher Aktivität: Insbesondere Aktivitäten, die Drehen oder Beugen des Rumpfes beinhalten, können Schmerzen auslösen oder verstärken.

Was sind die Ursachen des ISG-Syndroms?

Das ISG-Syndrom kann durch verschiedene Faktoren verursacht werden:

  • Trauma: Verletzungen oder Überlastungen des Sakroiliakalbereichs.
  • Überbeanspruchung: Chronische Fehlbelastung der SI-Gelenke.
  • Anatomische Probleme: Beinlängendifferenzen können zu Überlastung und anschließender Dysfunktion des SI-Gelenks führen.
  • Hormonelle Veränderungen: Während der Schwangerschaft können hormonelle Veränderungen zu erhöhter Belastung der SI-Gelenke führen.
  • Entzündliche Erkrankungen: Krankheiten wie Morbus Bechterew können zu degenerativen Veränderungen in den Sakroiliakalgelenken führen.

Wie wird das ISG-Syndrom diagnostiziert?

Die Diagnose des ISG-Syndroms erfolgt durch eine Kombination verschiedener Methoden:

  • Körperliche Untersuchung: Ärzte führen spezielle Provokationstests durch, wie den FABER-Test (Flexion, Abduktion und externe Rotation), den Sakralschubtest und den Distraktionstest.
  • Bildgebende Verfahren: Röntgenaufnahmen, CT-Scans und MRTs können helfen, andere Erkrankungen auszuschließen und Schäden am SI-Gelenk zu identifizieren.
  • Diagnostische Injektionen: Eine Injektion eines Betäubungsmittels in das SI-Gelenk kann die Diagnose bestätigen, wenn sie die Schmerzen lindert.
  • Anamnese: Eine detaillierte Krankengeschichte, einschließlich früherer Verletzungen und Lebensstilfaktoren, ist wichtig für das Verständnis möglicher Ursachen.

Welche Behandlungsmöglichkeiten gibt es für das ISG-Syndrom?

Die Behandlung des ISG-Syndroms umfasst sowohl konservative als auch chirurgische Ansätze:

Konservative Behandlungen:

  • Physiotherapie: Spezielle Übungen zur Stärkung der Muskulatur um das SI-Gelenk.
  • Medikamente: Nichtsteroidale Antirheumatika (NSAIDs) zur Reduzierung von Entzündungen und Schmerzen.
  • Injektionen: Kortisoninjektionen direkt in das SI-Gelenk zur Entzündungshemmung.
  • Lebensstiländerungen: Anpassung täglicher Aktivitäten und Verwendung ergonomischer Möbel.

Chirurgische Behandlungen:

  • SI-Gelenkfusion: Bei schweren, chronischen Schmerzen, die auf andere Behandlungen nicht ansprechen.
  • Minimalinvasive Chirurgie: Moderne Techniken mit kürzeren Erholungszeiten.

Die Wahl der Behandlung hängt von der Schwere der Symptome, den Patientenpräferenzen und dem Vorhandensein zugrunde liegender Gesundheitsprobleme ab.

Wie kann ich dem ISG-Syndrom vorbeugen?

Zur Vorbeugung des ISG-Syndroms können folgende Maßnahmen hilfreich sein:

  • Regelmäßige Bewegung: Stärkung der Rücken- und Beckenmuskulatur durch gezielte Übungen.
  • Gute Körperhaltung: Achten Sie auf eine korrekte Haltung beim Sitzen und Stehen, um Belastungen auf das SI-Gelenk zu reduzieren.
  • Gewichtsmanagement: Halten Sie ein gesundes Körpergewicht, um übermäßige Belastung der Gelenke zu vermeiden.
  • Ergonomische Anpassungen: Verwenden Sie ergonomische Möbel und Hilfsmittel, besonders wenn Sie lange sitzen müssen.
  • Aufwärmübungen: Führen Sie vor sportlichen Aktivitäten immer Aufwärm- und Dehnübungen durch.
  • Entzündungshemmende Ernährung: Eine Ernährung reich an entzündungshemmenden Lebensmitteln kann helfen, Gelenkschmerzen zu reduzieren

Wie häufig ist das ISG-Syndrom?

Genaue Prävalenzdaten für das ISG-Syndrom sind nicht leicht verfügbar. Die Häufigkeit von Erkrankungen wird in der Epidemiologie durch Prävalenz (Gesamtzahl der Fälle zu einem bestimmten Zeitpunkt) und Inzidenz (Anzahl neuer Fälle in einem bestimmten Zeitraum) gemessen. Für das ISG-Syndrom würden diese Daten von Faktoren wie der Altersverteilung der Bevölkerung, dem Vorhandensein von Risikofaktoren und der Verfügbarkeit diagnostischer Einrichtungen beeinflusst. Für genaue Statistiken wäre die Konsultation spezifischer medizinischer Studien oder Datenbanken zu muskuloskelettalen Erkrankungen erforderlich.

Hinweise für Patienten

Dieser Lexikoneintrag enthält nur allgemeine Informationen und darf nicht zur Selbstdiagnose oder -behandlung verwendet werden. Er kann einen Arztbesuch nicht ersetzen.

Off-Label-Use
Hinweis: Die Anwendung des oder der oben genannten Arzneimittel ist für die aufgeführten Indikationen eventuell nicht offiziell zugelassen. Es handelt sich in diesem Fall um einen sogenannten Off-Label-Use des Präparates, der von gesetzlichen oder privaten Krankenkassen oder Beihilfen in der Regel nicht erstattet wird.
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Umstrittene Wirksamkeit
Hinweis: Bei den oben aufgeführten Diagnose- bzw. Behandlungsverfahren kann es sich eventuell um wissenschaftlich umstrittene und derzeit nicht von allen Experten wissenschaftlich anerkannte Methoden handeln. Die Kosten dieser Anwendungen werden von gesetzlichen oder privaten Krankenkassen oder Beihilfen in der Regel nicht erstattet.
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