Calcium- / Vitamin-D-Mangel
Vitamin D spielt eine wesentliche Rolle bei der Regulierung des Calcium- und Phosphathaushalts und beim Knochenaufbau. Ein Vitamin-D-Mangel und/oder eine verminderte Calciumzufuhr sind ein Risikofaktor für Knochenbrüche bei bestehender Osteoporose. Bei chronischem Vitamin-D-Mangel droht bei Erwachsenen Knochenerweichung (Osteomalazie) und bei Kindern Rachitis.
Vitamin D ist eine Gruppe fettlöslicher Vitamine, der wichtigste Vertreter ist das Vitamin D3 (Cholecalciferol). Es kann mit Hilfe von UV-Strahlung (Sonnenlicht) in der Haut aus einer Vorstufe des Vitamins (7-Dehydrocholesterol) gebildet werden. Diese Vorstufe ist in verschiedenen Nahrungsmitteln, vor allem in Fettfischen, enthalten oder wird Lebensmitteln als Nahrungsergänzungsmittel zugefügt. Es wird im Körper in der Leber und anschließend in der Niere zum Hormon Calcitriol umgewandelt, welches den Calcium- und Phosphathaushalt des Körpers steuert.
Calcium als Mineralstoff wird vor allem für den Knochenaufbau, die Muskelfunktion und die Blutgerinnung im Körper benötigt.
Für eine ausreichende Versorgung mit Vitamin D ist eine angemessene Sonnenexposition, also ein regelmäßiges aber nicht übermäßiges Aufhalten in der Sonne, oder andernfalls eine zusätzliche Zufuhr (Supplementierung) des Vitamins notwendig.
Ursachen und Risikofaktoren
Zu den Hauptrisikogruppen eines Vitamin-D-Mangels zählen vor allem alte Menschen und Menschen, die sich nur wenig oder gar nicht im Freien aufhalten.
Bei älteren Menschen ab 65 Jahren nimmt die Fähigkeit der Haut, Vitamin D zu produzieren, deutlich ab. Innerhalb kurzer Zeit kann so keine ausreichend große Menge Vitamin D mehr erzeugt werden.
In Deutschland weisen in der Gruppe der über 65-Jährigen daher mehr als 80 Prozent einen Vitamin-D-Mangel auf, vor allem in den Wintermonaten. Deshalb wird bei älteren Menschen im Allgemeinen eine Vitamin-D-Supplementierung empfohlen. Eine weitere Risikogruppe bilden Menschen, die bettlägerig oder immobil sind und daher nicht ausreichend Zeit im Freien und in der Sonne verbringen können. Auch wer sich nur mit komplett bedecktem Körper nach draußen begibt, gehört zu den Risikogruppen.
Eine Sonderrolle der Risikogefährdeten übernehmen Säuglinge, da sie wegen ihrer empfindlichen Haut und der unzureichenden Hitzeregulation nicht der direkten Sonne ausgesetzt werden dürfen. Unter gesunden Säuglingen, Kindern und Jugendlichen in Europa ist Vitamin-D-Mangel weit verbreitet. Zu den pädiatrischen Risikogruppen gehören:
(a) gestillte Säuglinge ohne die derzeit empfohlene Vitamin-D-Gabe,
(b) dunkelhäutige Kinder und Jugendliche in nördlichen Ländern,
(c) Kinder und Jugendliche ohne ausreichende Sonnenexposition und
(d) übergewichtige Kinder.
Säuglinge und Kleinkinder sollten daher immer eine Vitamin-D-Ergänzung erhalten.
Bei Schwangeren wie auch bei Frauen in den Wechseljahren können die Hormonumstellungen zu einem Mangel an Vitamin D führen.
Chronische Erkrankungen wie Lebererkrankungen, Nierenerkrankungen oder entzündliche Darmerkrankungen sind ebenso als Hindernis der Vitamin-D-Aufnahme zu beobachten.
Vitamin D: Wirkung und Effekte
Neben seiner Wirkung auf eine verbesserte Calcium-Aufnahme und damit positive Wirkung auf den Knochenstoffwechsel, besitzt Vitamin D noch weitere positive Wirkungen, die zusammengefasst als pleiotrope Effekte bezeichnet werden. Unter anderem werden positive Wirkungen auf die Muskulatur, den Glukosestoffwechsel (Diabetes Mellitus), kardiovaskuläre Erkrankungen und das Immunsystem beschrieben. Auch für die Verhinderung von Tumorerkrankungen könnte Vitamin D einen positiven Einfluss haben.
Diagnose
Calcium- und auch Vitamin-D-Status können innerhalb des ärztlichen Labors bestimmt werden.
Bei Osteoporose ist der Calcium-Wert im Blut typischerweise unauffällig. Eine Abweichung vom Normwert weist dann auf andere internistische Erkrankungen hin und macht eine Differentialdiagnose notwendig.
Für den Vitamin-D-Wert wird typischerweise die sogenannte Speicherform nach Umwandlung von Cholecalciferol in der Leber bestimmt.
Basistherapie mit Calcium/Vitamin D
Die Osteoporose-Leitlinien des Dachverbandes Osteoogie unterscheiden in ihren Empfehlungen:
1. eine Therapie mit Calcium und Vitamin D bei Patienten mit einer Osteoporose ohne eine spezifische medikamentöse Osteoporosetherapie (zum Beispiel Bisphosphonate oder Denosumab) und
2. bei Patienten mit einer Osteoporose, die eine spezifische medikamentöse Osteoporosetherapie erhalten oder bei denen eine solche Therapie geplant ist.
Für Osteoporosepatienten ohne eine spezifische medikamentöse Osteoporosetherapie wird von der Leitlinie eine Zufuhr von 1000 mg Calcium täglich mit der Nahrung als Basistherapie empfohlen. Nur wenn die empfohlene Calciumzufuhr mit der Nahrung nicht erreicht wird, sollte eine Supplementierung mit Calcium durchgeführt werden. Empfohlen wird zum Beispiel das Trinken von Calcium-reichem Mineralwasser mit mindestens 300 mg Calcium pro Liter.
Weiterhin wird eine Supplementierung mit 800 bis 1000 IE (Internationale Einheiten) Vitamin D3 täglich empfohlen.
In vielen Therapiestudien wurde eine Supplementierung mit Calcium und Vitamin D durchgeführt. Aufgrund der Möglichkeit von Hypokalzämien (zu niedriger Calciumspiegel im Blut) bei einer antiresorptiven Therapie der Osteoporose (zum Beispiel mit Bisphosphonaten oder Denosumab) ist eine ausreichende Versorgung mit Calcium und Vitamin D bei diesen Patienten besonders wichtig.
Literatur und weiterführende Links
Leitlinie des Dachverbandes Osteologie (DVO) zur Prophylaxe, Diagnostik und Therapie der Osteoporose