Lipoma arborescens
Das Lipoma arborescens ist eine seltene Erkrankung, bei der es zu einer Vermehrung von unterhalb der Gelenkinnenhaut gelegenem Fettgewebe kommt. Die Erkrankung betrifft fast immer das Kniegelenk und geht mit einer zunehmenden Gelenkschwellung und Gelenkschmerzen einher. Die Therapie besteht in der Entfernung des betroffenen Fettgewebes mitsamt der Gelenkinnenhaut (Synovialektomie).
Auftreten und Häufigkeit
Die Krankheitshäufigkeit des Lipoma arborescens ist nicht bekannt. Die Erkrankung ist insgesamt sehr selten. Fast immer ist das Kniegelenk betroffen, auch ein Auftreten am Ellenbogen-, Hüft-, Schulter- und Handgelenk ist möglich. Ebenfalls können Sehnenscheiden oder Schleimbeutel betroffen sein. Die Erkrankung betrifft vor allem Patienten jenseits des 40. Lebensjahres. Es besteht ein gehäuftes Auftreten nach Verletzungen, wie zum Beispiel nach Meniskusverletzungen sowie bei bestimmten Stoffwechselerkrankungen, wie zum Beispiel Diabetes mellitus und Gicht.
Ursachen
Die Ursachen der Erkrankung sind unklar. Vermutet wird eine Reaktion der Gelenkinnenhaut auf eine Gelenkverletzung, wie zum Beispiel einen Meniskusschaden, die zu einer Entzündungsreaktion und nachfolgender Vermehrung von Fettgewebe führt. Der Name der Erkrankung stammt von der typischen astartigen (lateinisch arbor = Baum) Verflechtung des wuchernden Fettgewebes, das der Gelenkkapsel anhaftet.
Symptome und Verlauf
Die Beschwerden beim Lipoma arborescens sind in der Regel unspezifisch und können über Jahre schleichend voranschreiten mit zunächst schmerzlosen Schwellungen. Im Verlauf kommt es zu zunehmenden Gelenkschmerzen und aufgrund des Größenwachstums nicht selten auch zu Einklemmungserscheinungen in dem betroffenen Gelenk.
Diagnose
Die Diagnose sowie die Abgrenzung zu anderen Gelenkerkrankungen erfolgt durch bildgebende Verfahren. Im Röntgenbild zeigen sich gerade in frühen Stadien lediglich indirekte Zeichen einer Schwellung oder eines Gelenkergusses (Flüssigkeitsansammlung im Gelenk). Im fortgeschrittenen Stadium können gelegentlich auch Verkalkungen sichtbar sein. Wichtigstes diagnostisches Verfahren ist die Magnetresonanztomographie (MRT), bei der die typische örtlich umschriebene Vermehrung des Fettgewebes dargestellt werden kann. Häufig findet sich eine Umspülung der Fettformation durch Gelenkflüssigkeit, was eine Abgrenzung zu bösartigen Erkrankungen wie dem Liposarkom erlaubt. Die Diagnose kann dann durch Biopsie und feingewebliche Untersuchung gesichert werden.
Therapie
Bleibt die Erkrankung unbehandelt, kann es bei ausgeprägten Befunden neben Gelenkschmerzen und häufigen Gelenkschwellungen auch zu Schäden am Gelenkknorpel kommen. Daher ist die chirurgische Entfernung das Mittel der Wahl zur Behandlung des Lipoma arborescens.
Operative Behandlung
Das Lipoma arborescens kann in der Regel arthroskopisch, das heißt minimalinvasiv entfernt werden. Bei größeren Befunden muss unter Umständen eine offene Gelenkoperation erfolgen. Prinzipiell sind beide Verfahren als gleichwertig anzusehen. Entscheidend ist die vollständige Entfernung des betroffenen Gewebes, um einem erneuten Auftreten vorzubeugen.
Nachsorge
Das Risiko eines erneuten Auftretens nach vollständiger Entfernung ist gering. Dennoch sollte eine Nachsorge mittels klinischer und bildgebender Kontrolluntersuchungen innerhalb der ersten beiden Jahre nach der Operation erfolgen.
Literatur und weiterführende Links
De Vleeschhouwer, M. / Van Den Stehen / E. / et al.: Lipoma Arborescencs: Review of an uncommon cause for swelling of the Knee. Case Rep Orthop. 2016.
Patil, Preetam B. / Kamalapur, Muralidhar G. / et al.: Lipoma Arborescencs of the knee joint: Role of Imaging. J Radiol Case Rep. 2011.