Knick-Plattfuß

Beim Knick-Plattfuß handelt es sich um eine Abflachung des Fußlängsgewölbes, die im Lauflernalter ein normales Durchgangsstadium ist. Unterschieden werden flexible und nicht flexible Knickplattfüße. Zur Therapie stehen konservative und bei Beschwerden auch operative Maßnahmen zur Verfügung.

Der flexible Knick-Plattfuß ist bei Kindern bis zum Alter von vier Jahren ein normales Durchgangsstadium ohne Krankheitswert. Es kann bis zum sechsten Lebensjahr dauern, bis ein Längsgewölbe zu sehen ist. Bis zum zehnten Lebensjahr hat der Fuß die Möglichkeit sich spontan aufzurichten, anschließend wird dies nicht mehr spontan erfolgen.

Ursachen

Eine Laxizität (Überbeweglichkeit) des Bandapparates ist eine wesentliche Ursache des kindlichen Knick-Plattfußes. Übergewicht verstärkt die Deformität, ebenso eine X-Beinstellung. Beim Kleinkind zeigt sich am inneren Fußrand und an der Fußsohle noch ein vermehrtes Fettpolster, was das Längsgewölbe kaschiert. Bei der schwersten Form des Knick-Plattfußes, dem Talus verticalis, liegen in über 50 Prozent neurologische Ursachen zugrunde.

Diagnose

Die Diagnosestellung beim flexiblen Knick-Plattfuß im Kleinkindesalter und Kindesalter erfolgt durch die klinische Untersuchung am belasteten und unbelasteten Fuß. Im Zehenspitzenstand oder durch passives nach oben Ziehen der Großzehe unter Belastung des Fußes wird getestet, ob sich das Längsgewölbe hebt. Bei Hebung des Längsgewölbes spricht man von einem flexiblen Knick-Plattfuß. Hebt sich das Längsgewölbe nicht, so spricht man von einem kontrakten oder rigiden Knick-Plattfuß, welcher vermehrter Aufmerksamkeit bedarf.

Weiterhin wird getestet, ob eine Verkürzung der Wadenmuskulatur vorliegt. Zudem wird das obere und untere Sprunggelenk auf seine Beweglichkeit getestet und der Fuß wird auf Druckstellen untersucht. Auch ist es sinnvoll, die Schuhe des Kindes anzuschauen, um zu sehen, an welchen Stellen die Sohle abgelaufen ist.

Beim Knick-Plattfuß mit Beschwerden oder Bewegungseinschränkung werden Röntgenaufnahmen im Stand unter Belastung angefertigt, welche hinsichtlich der Gelenkstellung beurteilt werden und die in seltenen Fällen bei aufgehobener Beweglichkeit des unteren Sprunggelenkes eine Verschmelzung von Knochen (Coalitio) ausschließen sollen.

Der Talus verticalis (senkrecht gestelltes Sprungbein) als schwerste Form des kindlichen Plattfußes weist kein Fußlängsgewölbe auf. Hier wird zur Diagnosestellung ein Röntgenbild in maximaler Spitzfußstellung durchgeführt, um zu überprüfen, ob sich das Sprungbein korrekt einstellt oder die Fehlstellung verbleibt.

Therapie

Der flexible Knick-Plattfuß im Kleinkindes- und Kindesalter sollte beobachtet werden und bedarf bei Beschwerdefreiheit keiner Therapie. Barfußlaufen wird zur Aktivierung der Fußmuskulatur empfohlen. Eine Einlagenversorgung ist nicht empfohlen und wird heute nicht mehr durchgeführt.

Bei schmerzhaftem Knick-Plattfuß ist die Einlagenversorgung angebracht. Ferner ist Fußgymnastik und Dehnung der Wadenmuskulatur sinnvoll.

Die operative Therapie ist den Patienten angeraten, welche trotz Einlagenversorgung nicht beschwerdefrei werden, oder wenn Druckstellen an den Füßen aufgrund der Einlagen auftreten.

Im Alter von acht bis zwölf Jahren hat sich die subtalare Arthrorise bewährt. Hier wird am Außenrand des Fersenbeines eine Schraube eingebracht, welche durch Abstützung des Schraubenkopfes am Sprungbein das Fußgewölbe hebt. Nach Wachstumsabschluss wird die Schraube wieder entfernt. Dies stellt einen kleinen Eingriff dar, welcher in gleicher Sitzung beidseits ohne nachfolgende Gipsruhigstellung durchgeführt werden kann.

Bei sehr ausgeprägten oder kontrakten Knick-Plattfüßen kommen aufwändige knöcherne Osteotomien (am Fersenbein und am inneren Fußrand) in Verbindung mit Weichteileingriffen (Verlängerung der Wadenmuskulatur) in Betracht, um das Fußlängsgewölbe zu rekonstruieren. Hier ist in der Regel nach der Operation eine Gipsruhigstellung und Entlastung notwendig.

Bei Verschmelzung von Fußwurzelknochen (Coalitio) werden diese operativ getrennt und oft zusätzliche knöcherne Eingriffe durchgeführt.

Bei der schwersten Form des Knick-Plattfußes, dem Talus verticalis, beginnt die Therapie möglichst früh nach der Geburt. Hier hat sich in den letzten Jahren ein neues Therapiekonzept etabliert. Es erfolgt eine spezielle Gipstherapie nach Dobbs (umgekehrte Ponsetimethode) zur Redression der Deformität. Anschließend wird in Narkose die Achillessehne durchtrennt und die Reposition des Talonavikulargelenkes, das zwischen Sprungbein und Kahnbein liegt, geschlossen oder offen durchgeführt. Das Korrekturergebnis wird für einige Wochen mit einem sogenannten Kirschner-Draht und einem Gipsverband gehalten. Dadurch versucht man große exzessive operative Maßnahmen zu umgehen, welche durch Bildung von Narbengewebe den Fuß in der Beweglichkeit einschränken können. Nach der operativen Einstellung des Talonavikulargelenkes muss der Fuß mindestens zwei Jahre in einer Orthese gefasst werden, um ein Wiederauftreten der Deformität zu verhindern.

Abb. 1: Knick-Plattfuß (Quelle: Orthopädische Universitätsklinik Ulm)
Abb. 2: Seitliches Röntgenbild eines Knick-Plattfußes mit Schmerzen bei einem zehnjährigen Mädchen (Quelle: Orthopädische Universitätsklinik Ulm)
Abb. 3: Seitliches Röntgenbild des mit Arthrorise versorgten Knick-Plattfußes aus Abb. 1 zeigt eine schöne Aufrichtung des Längsgewölbes mit 13 Jahren (Quelle: Orthopädische Universitätsklinik Ulm)

Hinweise für Patienten

Dieser Lexikoneintrag enthält nur allgemeine Informationen und darf nicht zur Selbstdiagnose oder -behandlung verwendet werden. Er kann einen Arztbesuch nicht ersetzen.

Off-Label-Use
Hinweis: Die Anwendung des oder der oben genannten Arzneimittel ist für die aufgeführten Indikationen eventuell nicht offiziell zugelassen. Es handelt sich in diesem Fall um einen sogenannten Off-Label-Use des Präparates, der von gesetzlichen oder privaten Krankenkassen oder Beihilfen in der Regel nicht erstattet wird.
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Umstrittene Wirksamkeit
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