Ganganalyse

Bei der Ganganalyse wird das Gangbild des Patienten statisch und dynamisch auf Auffälligkeiten und therapiebedürftige Veränderungen hin untersucht. Dieses kann mit und ohne technische Hilfsmittel erfolgen. Häufig lässt sich eine bestehende Fußfehlstatik mittels orthopädischer Einlagen passiv kompensieren.

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Wirkprinzip und Einsatzgebiet

Der gesunde Fuß ist durch ein Quer- und ein Längsgewölbe dynamisch verspannt. Bei der Abrollbewegung finden komplexe Bewegungsvorgänge der 26 Knochen, 60 Muskeln, über 100 Bänder und über 200 Sehnen unseres Fußes statt. Angeborene oder erworbene Fehler in der Verspannung des Quer- und Längsgewölbes am Fuß oder eine fixierte X- oder O-Stellung des Rückfußes (Valgisierung oder Varisierung) stören die Fußarchitektur und können Beschwerden verursachen. Man spricht dann von einer sogenannten Fußfehlstatik.

Mithilfe einer sogenannten Gangbildanalyse überprüft ein qualifizierter Untersucher das Gangbild eines Patienten. So kann festgestellt werden, ob die Fußarchitektur korrigiert werden muss, um Schmerzen im Bereich der Füße und/oder der Beine sowie der Wirbelsäule zu beseitigen oder ihnen vorbeugen zu können. Korrekturen können zum Beispiel bei Laufsportlern durch das Tragen eines dem Laufverhalten angepassten Laufschuhs oder bei Erwachsenen und Kindern jeden Alters (ab Erlernen des freien Laufens rund um das Erreichen des ersten Lebensjahres) durch regelmäßiges Tragen individueller orthopädischer Einlagen erfolgen. Unterstützend sind zur Verbesserung der Fußmuskulatur, insbesondere bei Kindern im Wachstum, geeignete altersgerechte Bewegungsübungen sinnvoll. Bei schwerer Fußfehlstatik mit langfristiger deutlicher Beeinträchtigung der Abrollfunktion des Fußes ist unter Umständen auch eine orthopädische Maßschuhversorgung notwendig.

Abb. 1: Ist der Laufschuh nicht an das individuelle Laufverhalten angepasst, kann dies dauerhaft zu Schmerzen führen. Hier kann eine Gangbildanalyse Hinweise auf eine vorhandene Fußfehlstatik oder Gangbildauffälligkeit liefern. (Quelle: sek1111/Fotolia)

Durchführung

Gangbildanalyse

Bei der Gangbildanalyse schaut sich der fachkundige Untersucher das dynamische Abrollverhalten der Füße des Patienten beim Stehen, Gehen und Laufen an, dieses kann barfüßig und zusätzlich auch mit Schuhwerk durchgeführt werden. Dabei achtet der untersuchende Arzt besonders auf die Gewichtsaufnahme und -verteilung am Fuß bei der Abrollbewegung, aber auch auf Seitendifferenzen, Ausweichbewegungen, Achsabweichungen oder Richtungsauslenkungen im Gang.

Auffällige Beschwielungen an den Füßen oder ein abnormales Abriebverhalten an den Sohlen der getragenen Schuhe des Patienten geben ebenfalls Aufschluss über Gangbildauffälligkeiten. Ein erfahrener Untersucher kann schon am Stand und Gang zu ebener Erde im Untersuchungsraum weitgehende Schlüsse hinsichtlich der Fußstatik und des Gangbildes des Patienten und einer möglichen Therapiebedürftigkeit ziehen und daraus das entsprechende Therapiekonzept erstellen.

Unterstützend finden auch technische Hilfsmittel Verwendung, um die Gangbildanalyse zu erleichtern, zu objektivieren und zu verfeinern: Zum einen kann die Analyse auf einem Laufband unter Videokontrolle erfolgen, sodass sich die einzelnen Abrollphasen noch einmal genauer zum Beispiel im Standbild oder in Zeitlupe anschauen und beurteilen lassen, was insbesondere auch den Seitenvergleich und die Feststellung feinerer Abweichungen erleichtert.

Zum anderen gibt es auch digitale PC-gestützte Fußdruckmessplatten, über die der Patient läuft und mit denen sich die Druckverteilung im Bereich der Fußsohlen in den verschiedenen Abrollphasen dann am Computer grafisch darstellen lässt (die sogenannte digitale Fußdruckmessung oder Pedobarographie).

Abb. 2: Pedobarographie – Beispiel der digitalen Darstellung der Druckbelastung während der Standphase. Die verschiedenen Farben zeigen die Intensität der Belastung durch den Druck, der auf die Füße ausgeübt wird. (Quelle: Meisterschuh/Wikimedia Commons)
Abb. 3: Darstellung der Beinbewegungen während eines Schrittzyklus (Quelle: Jakarandatree/Wikimedia Commons)

Laufschuhe

Wird im Rahmen der Gangbildanalyse eine relevante Fußfehlstatik oder Gangbildauffälligkeit mit drohenden oder bereits vorhandenen Beschwerden festgestellt, ist eine geeignete mechanische Kompensation sinnvoll. So bieten zum Beispiel die Sportartikelhersteller im Laufschuhbereich auf das unterschiedliche Abrollverhalten der Läufer abgestimmte Joggingschuhe an: Für einen „Überpronierer“ beispielsweise, das heißt einen Läufer, der beim Abrollen vermehrt mit dem Fuß und der Sprunggelenksachse nach innen knickt, gibt es Schuhe mit weniger nachgiebigem Materialmix im innenseitigen Absatzbereich, um dem entgegenzuwirken. Insbesondere bei größerem Laufpensum sollten derlei Aspekte beim Laufschuhkauf berücksichtigt werden.

Abb. 4: Viele Sportartikelhersteller bieten auf das individuelle Abrollverhalten des Läufers abgestimmte Joggingschuhe an. (Quelle: pavel1964/Fotolia)

Orthopädische Einlagen

Auch bei Nichtsportlern oder höhergradigeren Fußfehlstatiken kann sich Therapiebedarf ergeben, häufig im Sinne einer orthopädischen Einlagenversorgung. Nachdem der Arzt ein Rezept dafür ausgestellt hat, werden die Einlagen von einem Orthopädietechniker individuell entsprechend der Fußstatik angefertigt. Dies geschieht entweder konventionell nach einem Trittschaumabdruck und einem Blauabdruck mit Umriss oder digital per statischer Pedobarographie. Zwei grundlegende Einlagenkonzepte werden angeboten: Einmal die konventionelle orthopädische Bettungseinlage, die das Fußgewölbe passiv unterstützt. Hierzu gibt es eine hinreichende Studienlage zum Beleg der Wirksamkeit. Zum anderen werden auch sensomotorische (synonym: propriozeptive oder afferenzstimulierende) Einlagen angeboten, die durch Druckelemente aktiv die Muskeln der Fußsohle dazu anregen sollen, sich anzuspannen oder zu entspannen. Hierzu gibt es nur eingeschränkte studienbelegte Wirksamkeitsnachweise, jedoch werden durchaus subjektive positive Erfahrungswerte veröffentlicht. Allen Einlagentypen gemein ist, dass in der Regel nur ein regelmäßiges längerfristiges Tragen der Einlagen die gewünschten Effekte erzielen und aufrechterhalten kann.

Erfolgsaussichten

Nach einer Ganganalyse individuell verordnete orthopädische Einlagen oder die gezielte Auswahl des Laufschuhwerkes können eine Fußfehlstatik während des Tragens kompensieren und eine langfristige Beschwerdefreiheit des Patienten erzielen. Jedoch ist eine dauerhafte Korrektur einer Fußfehlstatik durch Einlagen nicht möglich.

Hinweise für Patienten

Dieser Lexikoneintrag enthält nur allgemeine Informationen und darf nicht zur Selbstdiagnose oder -behandlung verwendet werden. Er kann einen Arztbesuch nicht ersetzen.

Off-Label-Use
Hinweis: Die Anwendung des oder der oben genannten Arzneimittel ist für die aufgeführten Indikationen eventuell nicht offiziell zugelassen. Es handelt sich in diesem Fall um einen sogenannten Off-Label-Use des Präparates, der von gesetzlichen oder privaten Krankenkassen oder Beihilfen in der Regel nicht erstattet wird.
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Umstrittene Wirksamkeit
Hinweis: Bei den oben aufgeführten Diagnose- bzw. Behandlungsverfahren kann es sich eventuell um wissenschaftlich umstrittene und derzeit nicht von allen Experten wissenschaftlich anerkannte Methoden handeln. Die Kosten dieser Anwendungen werden von gesetzlichen oder privaten Krankenkassen oder Beihilfen in der Regel nicht erstattet.
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