Weltweit erstmals möglich: Echtzeitüberwachung der Knochenheilung

Professor Dr. Michael J. Raschke, Präsident der Deutschen Gesellschaft für Unfallchirurgie (DGU) schätzt „Intelligente Implantate“ als Revolution in der Unfallchirurgie ein. Mit dieser Technik können Ärzte und Ärztinnen weltweit zum ersten Mal kontinuierlich die Knochenheilung nach Brüchen in Echtzeit beobachten und daraus Erkenntnisse gewinnen, um einen unterstützenden Einfluss auf den Heilungsprozess zu nehmen.
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Professor Raschke beurteilt mehrere aktuelle technische Entwicklungen und Innovationen in der Orthopädie und Unfallchirurgie positiv: „Wir sehen derzeit erstaunliche Innovationen, die den Therapieerfolg verbessern.“ Vor allem das sogenannte Fracture Monitor System stellt in seinen Augen in der Therapiequalität eine Revolution dar: „Nun können wir in Echtzeit beurteilen, wie der Heilungsprozess bei Brüchen verläuft. Wir sehen, ob Medikamente wie gewünscht wirken oder wie unsere Therapieempfehlungen den Patienten voranbringen.“ Diese „Intelligenten Implantate“ platziert der Chirurg oder die Chirurgin im Bereich der Fraktur.

Sensoren übermitteln dann Informationen über die Stabilität und die Verformungen des Knochens auf ein handelsübliches Handy, was Auskunft über den Heilungsprozess gibt. Ein weiterer Meilenstein sei, nach Meinung Raschkes, die neue Möglichkeit der dreidimensionalen Herstellung von Prothesen und Platten direkt aus dem Drucker (3-D-Drucker). Hier sieht der Präsident zukünftig Chancen, dass auf jeden Patientenfall individuell und maßgeschneidert eingegangen werden kann. Skeptisch beurteilt er die steigenden Regularien und bürokratischen Hürden bei der Entwicklung und Umsetzung bis zur Marktreife von Innovationen; diese würden weder dem Standort Deutschland noch den Patienten und Patientinnen helfen.

Heilungsprozesse am Knochen direkt auf das Handy in Echtzeit

Wächst der Knochen zusammen? Besitzt der Knochen schon genug Stabilität? Unterstützen die Medikamente den Heilungsprozess? Kann die Platte schon entfernt werden? Diese Fragen konnte der Chirurg oder die Chirurgin bisher nur auf Basis der Erfahrung, auf Grundlage der Patientenberichte oder anhand von bildgebenden Untersuchungen beantworten.

Röntgenuntersuchungen sind nicht immer hundertprozentig zuverlässig und Patientenantworten können ungenau sein. Zudem können Heilungsstörungen auftreten. Mit „Intelligenten Implantaten“ besitzen Ärzte und Ärztinnen nun die beobachtende Möglichkeit, dass Sensoren am Implantat Daten übermitteln. Raschke erklärt das Prinzip: „Je härter der Knochen wird, desto stabiler wird er auch. Das können Ärzte nun exakt messen.“ Daraus kann der Arzt oder die Ärztin Rückschlüsse ziehen, wie die Rehabilitationsmaßnahmen wirken. Diese Daten helfen dabei, früh Interventionen zur Verbesserung des Heilungsprozesses anzuordnen, was die Behandlungszeit und die Kosten reduziert. Raschke: „Wir erhalten nun eine Echtzeitinformation über die Knochenheilung.

Aus Science-Fiction-Technik wird Therapie-Realität.“ Etwa jeder zehnte Patient mit Knochenbrüchen leidet unter einer gestörten Knochenheilung. Genau hier sieht der Präsident deutliche Verbesserungen für die Patienten und Patientinnen, da nun rechtzeitig auf den Heilungsprozess Einfluss genommen werden kann. Die Übertragung geschieht mittels Bluetooth an das Handy des Patienten. Dieser kann die Daten bequem an das Ärzteteam weiterleiten oder vor Ort zeigen.

3-D-Drucker ermöglichen Herstellung individueller Implantate

Eine weitere Entwicklung bewertet Raschke, zugleich stellvertretender Präsident der Deutschen Gesellschaft für Orthopädie und Unfallchirurgie (DGOU), als zukunftsweisend: „In einigen Jahren wird ein 3-D-Drucker neben dem OP-Tisch stehen. Dann erstellt der 3-D-Drucker individuelle Platten bei komplizierten Frakturen.“ Der Experte vermutet, dass in naher Zukunft bei Brüchen (Frakturen), die bei der CT (Computertomografie) zu sehen sind, mit Augmented Reality (AR) gearbeitet wird. Dabei wird eine Platte virtuell am Bildschirm perfekt angepasst und diese Informationen werden direkt an den 3-D-Drucker gesendet. Einen finanziellen Vorteil stellt Raschke auch vor: „Wenn wir zukünftig die Knie- und Hüftgelenke sowie Platten passgenau aus dem 3-D Drucker erhalten, brauchen wir keine teure Lagerhaltung mehr.“

Neben den Vorteilen und Möglichkeiten sieht der Präsident derzeit bei der 3-D-Produktion noch zwei Herausforderungen. Erstens: Die Fertigung beansprucht aktuell mindestens zwei Wochen, was eine hohe körperliche Belastung für die Patientinnen und Patienten bedeutet. Spezialhüftgelenke benötigen bis zu sechs Wochen. Zweitens: Die Kosten für die individuelle Herstellung aus dem 3-D-Drucker übersteigen die eines herkömmlichen Standardproduktes aktuell erheblich.

Innovationsstandort Deutschland in Gefahr

Professor Raschke beurteilt den Innovationsstandort Deutschland als überragend: „Bei Innovationen in der Orthopädie und Unfallchirurgie ist Deutschland spitze.“ Deutschland ist der zweitgrößte Medizintechnikhersteller der Welt. Dennoch beunruhigen Raschke die zunehmenden Hemmnisse für neue Entwicklungen und deren Umsetzung durch gestiegene gesetzliche Vorgaben: „Regularien schützen Menschen. Zu viele Regularien schaden der Innovation. Wir verlassen den richtigen Weg dazwischen.“ So stört Raschke, dass Produktionsrichtlinien bei der Verpackung oder Langzeittests auch bei kleinen Änderungen, wie einem neuen Design, hohe Kosten verursachen: „Kleine Optimierungen ziehen teure Langzeittests nach sich. Das ist übertrieben. Ein Autohersteller muss auch keine neuen Crashtests durchführen, nur weil das Handschuhfach größer wird.“

Quelle: Pressemitteilung vom Deutschen Kongress für Orthopädie und Unfallchirurgie (DKOU)

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