Synoviale Chondromatose
Die primäre synoviale Chondromatose ist eine seltene gutartige Erkrankung der Gelenkinnenhaut (Synovialis). Es kann auch das Synovialgewebe von Sehnenscheide oder Schleimbeutel erkranken. Im Rahmen der Erkrankung kommt es zu einer krankhaften Bildung von Gelenkkörpern aus Knorpelgewebe, die zu den Beschwerden führen.
Diese reichen von unspezifischen Schmerzen bis hin zu ausgeprägten Bewegungseinschränkungen und Gelenkblockaden. Die Therapie besteht in der möglichst vollständigen Entfernung der freien Gelenkkörper, die sowohl arthroskopisch als auch mittels einer offenen Gelenkoperation erfolgen kann.
Auftreten und Häufigkeit
Die Krankheitshäufigkeit der synovialen Chondromatose ist nicht bekannt. Am häufigsten tritt die Erkrankung zwischen dem 30. und 50. Lebensjahr auf und betrifft vorwiegend Männer. Die am häufigsten betroffenen Gelenke sind das Kniegelenk (50 bis 60 Prozent), gefolgt vom Ellenbogengelenk (20 bis 25 Prozent) und dem Hüftgelenk (zehn Prozent).
Ursachen
Die Krankheitsursachen sind bisher nicht vollständig verstanden. Im Rahmen des Krankheitsgeschehens kommt es zur Umwandlung von Gelenkinnenhautzellen in knorpelproduzierende Zellen, welche zunächst der Gelenkinnenhaut anhängen und im Verlauf als freie Gelenkkörper (Chondrome) in das Gelenk abgegeben werden. Später können diese aus Knorpelgewebe bestehenden Gelenkkörper verkalken und verknöchern. Bei der primären synovialen Chondromatose müssen andere Ursachen für freie Gelenkkörper abgegrenzt werden, wie sie bei unterschiedlichen Gelenkerkrankungen meist als einzelne freie Körper auftreten können.
Symptome und Verlauf
Die Beschwerden bei der synovialen Chondromatose sind in der Regel unspezifisch und können von leichten Schmerzen und Schwellungen des betroffenen Gelenkes bis hin zu ausgeprägten Blockierungsphänomenen und Bewegungseinschränkungen reichen. In aller Regel ist nur ein Gelenk betroffen.
Es werden mehrere Phasen der Erkrankung unterschieden. Im Krankheitsverlauf lässt die Zellumwandlung und Bildung von Gelenkkörpern durch die Gelenkschleimhaut spontan nach. Das Spätstadium der Erkrankung ist somit durch viele freie Gelenkkörper gekennzeichnet, ohne dass die Gelenkschleimhaut weitere Zellen umwandelt. Die primäre synoviale Chondromatose ist dementsprechend eine selbstlimitierende Erkrankung, das heißt sie kommt ohne äußeren Einfluss oder therapeutische Maßnahmen wieder zum Erliegen. Die Menge an freien Gelenkkörpern variiert allerdings stark und kann bei einer hohen Anzahl auch innerhalb kurzer Zeit zu Schäden am Gelenkknorpel führen.
Diagnose
Sind die Gelenkkörper bereits verkalkt oder verknöchert, ist die synoviale Chondromatose im Röntgenbild erkennbar. Ein wichtiges Untersuchungsverfahren ist außerdem die Magnetresonanztomographie (MRT), da hierbei die einzelnen Knorpelelemente gut zur Darstellung kommen und auch nicht-verknöcherte Gelenkköper erkennbar sind. Zudem kann die Gelenkinnenhaut gut beurteilt werden. Nach der operativen Entnahme einzelner Gelenkkörper erfolgt eine feingewebliche Untersuchung, bei der die typische Knorpelstruktur der Gelenkkörper nachgewiesen werden kann. Außerdem wird die Gelenkinnenhaut untersucht, um die sogenannte metaplastische Aktivität, das heißt die Aktivität der Zellumwandlung zu bestimmen.

Therapie
Die primäre synoviale Chondromatose ist eine Erkrankung, die von allein wieder zum Erliegen kommt. Dennoch kann das Gelenk durch die mitunter große Anzahl freier Gelenkkörper mechanisch beeinträchtigt und erheblich geschädigt werden. Deshalb ist die chirurgische Entfernung der Gelenkkörper das Mittel der Wahl. Eine Möglichkeit zur nicht-operativen Therapie der Erkrankung ist nicht bekannt.
Operative Behandlung
Die möglichst vollständige Entfernung der freien Gelenkkörper kann sowohl arthroskopisch, das heißt minimalinvasiv mittels einer Gelenkspiegelung, als auch im Rahmen einer offenen Gelenkoperation erfolgen. Die Entscheidung hierzu hängt von der Lokalisation und dem Ausmaß der Erkrankung ab. Im Fall eines frühen Stadiums der Erkrankung sollte zusätzlich die Gelenkinnenhaut entfernt werden (Synovialektomie), um der erneuten Bildung freier Gelenkkörper vorzubeugen. In späten Phasen der Erkrankung ist eine alleinige Entfernung der Gelenkkörper ausreichend.
Nachsorge
Das Risiko eines erneuten Auftretens hängt vor allem vom Krankheitsstadium ab. Im frühen Stadium besteht ein hohes Risiko, dass es zu einer erneuten Bildung von freien Gelenkkörpern kommt. Daher ist eine engmaschige klinische und radiologische Nachuntersuchung in drei- bis sechsmonatigen Abständen innerhalb der ersten beiden Jahre nach der Operation empfehlenswert.
Literatur und weiterführende Links
Rüther, Wolfgang / Lohmann, Christoph: Orthopädie und Unfallchirurgie. Elsevier, 2014.
Rehart, S. / Sell, S. (Hrsg.): Expertise: Orthopädische Rheumatologie. Thieme, 2015.