Kniescheibenarthrose
Als Kniescheibenarthrose oder auch Retropatellararthrose bezeichnet man Verschleißerscheinungen an der Kniescheibe sowie am Kniescheibengleitlager. Dies kann im Rahmen einer generalisierten Kniearthrose oder aber auch isoliert auftreten.

Häufigkeit
Die Retropatellararthrose gehört zu den häufigen Krankheitsbildern in der orthopädischen Sprechstunde. Sie tritt in aller Regel in der Altersgruppe über 50 Jahren auf. Abhängig von der Definition und der Nachweismethode (Röntgen oder MRT) weisen 11 bis 24 Prozent der älteren Bevölkerung eine isolierte Arthrose im Kniescheibengelenk, dem sogenannten Femuropatellargelenk, auf. Bei Patientinnen und Patienten mit einer Arthrose im Kniehauptgelenk zwischen Ober- und Unterschenkel weisen laut Literatur bis zu 40 Prozent auch eine Beteiligung des Femuropatellargelenkes auf, nach eigenen Erfahrungen eher nahezu alle.
Ursachen
Die Ursachen für eine Kniescheibenarthrose sind vielfältig. Typische Risikofaktoren sind zum Beispiel vorangegangene Verletzungen wie Brüche der Kniescheibe, Kniescheibenverrenkungen und Kreuzbandverletzungen, aber auch Fehlformen von Kniescheibe und korrespondierender Oberschenkelgleitrinne (femorale Gleitrinne). Eine Rolle in der Entstehung spielen auch Fehlpositionen der Kniescheibe wie Hochstand, Tiefstand und Verlagerung nach außen. Eine weitere Ursache kann eine Muskelschwäche in den Oberschenkel- und Hüftmuskeln sein.
Symptome und Verlauf
Die betroffenen Patientinnen und Patienten klagen häufig über Beschwerden neben oder hinter der Kniescheibe, die zum Teil bis in die Kniekehle spürbar sind. Es werden Geräusche wahrgenommen bzw. ein Reiben hinter der Kniescheibe verspürt, betont beim Gehen auf der Treppe oder im unebenen Gelände. Im fortgeschrittenen Stadium ist dann das Gehen auf der Treppe schmerzbedingt maximal eingeschränkt. Das Gehen in der Ebene ist, anders als bei der Arthrose im Kniehauptgelenk, häufig gut möglich. Auch gilt die Regel, wonach Radfahren gut für das Knie sei, bei einer Arthrose im Femuropatellargelenk oft nicht, da beim Radfahren dieser Gelenkanteil besonders belastet wird. Andererseits findet man auch viele Menschen mit einer fortgeschrittenen Kniescheibenarthrose im Röntgenbild, die in der Funktion nur wenig eingeschränkt sind.
Diagnose
Die Diagnose wird anhand einer körperlichen Untersuchung und durch die Anfertigung von Röntgenbildern gestellt. Bei der Untersuchung findet sich oft ein spürbares Reiben hinter der Kniescheibe, ein Kniescheibenschmerz bei maximaler Beugung des Knies oder in der tiefen Hocke, bisweilen ein Druckschmerz an den Kniescheibenkanten oder ein Schmerz beim Umgreifen der Kniescheibe. Im Röntgenbild erkennt man Anbauten an der Kniescheibe und/oder an der Gleitrinne (sogenannte Osteophyten) und oft eine Verschmälerung des projizierten Gelenkspaltes.
Therapie und Nachsorge
Die Therapie der Kniescheibenarthrose umfasst in erster Linie konservative Behandlungsmaßnahmen. Im Einzelnen müssen Bewegungseinschränkungen des Kniegelenkes für die Streckung beseitigt werden, da sonst das Kniescheibengelenk noch stärker belastet wird. Das Training der Oberschenkelmuskeln ist wichtig, muss aber dosiert erfolgen, da sonst eine Beschwerdezunahme auftreten kann. Hier sind vor allem isometrische Übungen strecknah günstig, während Übungen mit hoher Belastung und in tiefer Hocke eher vermieden werden sollten. Dies ist als Eigenübung möglich, im Einzelfall muss eine physiotherapeutische Anleitung und Unterstützung erfolgen. Nach eigener Erfahrung ist auch die Dehnung der vorderen Oberschenkel- und Hüftmuskeln zur Entlastung des Kniescheibengelenkes hilfreich.
Medikamentös kann gegen Schmerz und Schwellung die Verordnung von entzündungshemmenden Wirkstoffen erfolgen, auch die Einnahme von Glucosamin und Chondroitin ist möglich, wobei die wissenschaftliche Literatur hier zu gegensätzlichen Ergebnissen gekommen ist. Gleiches gilt auch für die Anwendung von Hyaluronsäure als Spritze ins Gelenk, auch hier finden sich unterschiedliche Resultate zur Nützlichkeit und zum Wirkungsansatz. Bei längeren Schwellungen mit Ergussbildung im Gelenk kann zum Beispiel auch eine Spritze mit Triamcinolon (Kortison) ins Gelenk oder aber eine sogenannte Radiosynoviorthese beim Nuklearmediziner erfolgen. Hierbei werden Radionuklide ins Knie eingespritzt, was ähnlich wie das Kortison die Aktivität der Knieschleimhaut verringert und dadurch Entzündungssymptome wie Schmerzen und Schwellung bekämpft.
Operativ sind früher Maßnahmen wie Knorpelglättung und Abtragung der Knochenvorsprünge (die oben genannten Osteophyten) erfolgt, auch Entfernungen der Kniescheibe wurden vorgenommen oder aber die Vorverlagerung des Kniescheibensehnenansatzes. Die Ergebnisse dieser Maßnahmen sind oft unbefriedigend, sodass sie in aller Regel nicht empfohlen werden können.
Langfristige Ergebnisse fehlen auch zu aktuellen Ansätzen wie Knorpelverpflanzungen mit den unterschiedlichsten Verfahren oder auch zum isolierten Ersatz des Kniescheibengelenkes durch künstliche Oberflächen im Falle einer fehlenden Arthrose im Kniehauptgelenk. In diesem Zusammenhang sei darauf hingewiesen, dass bei den meisten Knieersatz-Operationen am Kniehauptgelenk die Kniescheibe ohne neue Oberfläche belassen wird und die Patientinnen und Patienten trotzdem einen guten Funktionsgewinn aufweisen.
Der Patient kann selbst durch die oben genannten Kräftigungs- und Dehnungsübungen zur Reduktion seiner Beschwerden beitragen, die sportliche Belastung sollte angepasst werden. Im Falle von Übergewicht stellt die Gewichtsreduktion einen sehr guten Ansatz dar.