Chronische Wunden
Chronische Wunden, wie das vaskuläre diabetische Fußsyndrom, die häufigste Folgekomplikation des Diabetes mellitus, und das Ulcus cruris (offenes Bein), erfordern oft einen langen stationären Behandlungsaufenthalt. Diesen Aufenthalt gilt es mithilfe der Methoden und der Vernetzungsstrukturen in der modernen Wundversorgung zu verkürzen. Nach vorangegangener Klärung der Wundursache kann die Wundversorgung nahezu umfassend ambulant erfolgen.

Wirkprinzip
Es besteht die Möglichkeit, den Patienten nach einer notwendigen stationären Behandlung (zum Beispiel in der Gefäßchirurgie) zügig in die ambulante Weiterversorgung überzuleiten.
Moderne ambulante Wundversorgung bedeutet Lebensqualität fördern, Wundheilung unterstützen sowie Wiederauftreten und Neuentstehung von Wunden vermeiden.
In Zusammenarbeit mit geschultem Fachpersonal, entsprechenden Pflegediensten und durch die Aufklärung des Patienten und seiner Angehörigen ist dies in Teamarbeit möglich.
Durchführung
Die Behandlung von chronischen Wunden in der ambulanten Medizin ist ein Zusammenspiel von bewährten Therapiemöglichkeiten:
- Chirurgisches Debridement: Wundreinigung mithilfe chirurgischer Instrumente, wie zum Beispiel Skalpell oder Pinzette, mit denen abgestorbenes Gewebe abgetragen wird, je nach Wundbild in Lokalanästhesie bzw. mit lokal auf die Wunde aufgetragener betäubender Salbe oder unter OP-Bedingungen
- Biochirurgisches Debridement: Sonderform des chirurgischen Debridements mithilfe steril gezüchteter Fliegenlarven (Madentherapie), die die Wunde reinigen, Keime vernichten und die Abheilung stimulieren
- Anwendung von modernen Wundverbänden
All diese Therapiemöglichkeiten können unkompliziert und einfach ambulant durchgeführt werden.
Erfolgsaussichten
Nur im Kontext entsprechender Vernetzungsstrukturen können chronische Wunden erfolgreich behandelt werden. Dabei arbeiten verschiedene ärztliche Fachgebiete zusammen:
- Angiologische Diagnostik
- Gefäßchirurgische Behandlung
- Diabetologische Einstellung
- Neurologische Diagnostik
- Dermatologische Diagnostik und Therapie
In der Obhut eines ärztlichen Wundexperten gelingt die Vernetzung der an der modernen Therapie chronischer Wunden Beteiligten. Daraus resultiert für die oft schwer betroffenen Patienten eine fundamentale Verbesserung der Lebensqualität.
Literatur und weiterführende Links
FAQ - Häufig gestellte Fragen zu chronischen Wunden
Was sind chronische Wunden?
Chronische Wunden sind Wunden, die nicht den normalen Heilungsprozess durchlaufen und sich nicht innerhalb eines bestimmten Zeitraums, typischerweise vier bis zwölf Wochen, schließen. Sie werden als sekundär heilende Wunden bezeichnet, die trotz kausaler und sachgerechter lokaler Behandlung innerhalb dieses Zeitraums keine Heilung zeigen.
Welche Arten von chronischen Wunden gibt es?
Es gibt verschiedene Arten von chronischen Wunden, zu den häufigsten gehören:
- Ulcus cruris (offene Beine), oft verursacht durch venöse Insuffizienz
- Dekubitus (Druckgeschwüre)
- Diabetisches Fußsyndrom
- Ulzerierende Tumoren
- Gefäßbedingte Wunden
Was sind die häufigsten Ursachen für chronische Wunden?
Chronische Wunden entstehen oft durch eine Kombination von inneren Faktoren und Grunderkrankungen. Zu den typischen Ursachen gehören:
- Durchblutungsstörungen (arterielle und venöse)
- Diabetes mellitus
- Mangelernährung
- Infektionen
- Chronisch venöse Insuffizienz
- Periphere arterielle Verschlusskrankheit
- Immunschwäche
- Mechanischer Druck (bei Dekubitus)
Welche Symptome treten bei chronischen Wunden auf?
Die häufigsten Symptome chronischer Wunden umfassen:
- Starke Schmerzen
- Exsudation (Austritt von Flüssigkeit aus der Wunde)
- Unangenehmer Geruch
- Juckreiz, besonders nachts
- Veränderte Wundfarbe und Beläge (gelblich, bräunlich, schmierig oder trocken und schwärzlich)
- Schwellungen und Rötungen
Wie werden chronische Wunden diagnostiziert?
Die Diagnose chronischer Wunden erfolgt nach der ABCDE-Regel:
- A – Anamnese: Detaillierte Befragung des Patienten
- B – Bakterien: Abstriche zur Ermittlung von Erregern
- C – Klinische Untersuchung: Beurteilung der Wunde und Umgebung
- D – Durchblutung: Untersuchung der Venen und Arterien
- E – Extras: Weitere Untersuchungen wie Gewebeentnahmen
Welche Behandlungsmöglichkeiten gibt es für chronische Wunden?
Die Behandlung chronischer Wunden ist komplex und umfasst verschiedene Ansätze:
- Wundreinigung und Débridement (Entfernung von abgestorbenem Gewebe)
- Verwendung spezieller Wundauflagen
- Antibiotikatherapie bei Infektionen
- Vakuumversiegelung
- Schmerztherapie
- Behandlung der Grunderkrankungen (z.B. Diabetes, Durchblutungsstörungen)
- Kaltplasma-Therapie (innovative Methode)
- Einsatz von Naturstoffen und Nanocellulose
Was sind die neuesten Forschungsergebnisse zur Behandlung chronischer Wunden?
Aktuelle Forschungen konzentrieren sich auf innovative Therapieansätze:
- Kaltplasma-Therapie: Zeigt signifikante Verbesserungen in der Wundheilung
- Kombination von Naturstoffen mit Nanocellulose: Nutzt entzündungshemmende Eigenschaften von Naturstoffen
- Plasmamedizin: Beschleunigt die Heilung und ist kosteneffizienter als traditionelle Methoden
Wie kann man chronischen Wunden vorbeugen?
Präventionsmaßnahmen für chronische Wunden umfassen:
- Regelmäßige Risikoeinschätzung
- Sorgfältige Hautpflege und -untersuchung
- Behandlung von Grunderkrankungen (z.B. Diabetes-Kontrolle)
- Förderung der Bewegung
- Richtige Wundversorgung bei bestehenden Wunden
- Verwendung von Kompressionsstrümpfen bei venösen Erkrankungen
Was können Betroffene zur Selbstpflege bei chronischen Wunden tun?
Wichtige Aspekte der Selbstpflege sind:
- Proteinreiche Ernährung und ausreichende Flüssigkeitszufuhr
- Schutz der Haut vor übermäßiger Feuchtigkeit und Reizstoffen
- Regelmäßige Inspektion der Wunde und der umgebenden Haut
- Einhaltung des Behandlungsplans und regelmäßige Arztbesuche
- Einbeziehung von Angehörigen in die Pflege
Welche Komplikationen können bei chronischen Wunden auftreten?
Mögliche Komplikationen bei chronischen Wunden sind:
- Infektionen aufgrund der gestörten Hautbarriere
- Mazeration (Aufweichung der Haut) durch übermäßige Feuchtigkeit
- Hautirritationen und allergische Reaktionen auf Pflegeprodukte oder Verbände
- Verschlechterung der Lebensqualität durch Schmerzen und eingeschränkte Mobilität
Welche gesundheitsökonomischen Auswirkungen haben chronische Wunden?
Chronische Wunden stellen eine erhebliche finanzielle Belastung für das Gesundheitssystem dar:
- In Europa werden schätzungsweise 2-4% der Gesundheitsausgaben für die Wundbehandlung verwendet
- Die durchschnittlichen Kosten für die Behandlung einer Wunde liegen zwischen €6,000 und €10,000 pro Jahr
- In Großbritannien belaufen sich die jährlichen Ausgaben auf über £5 Milliarden (€6.4 Milliarden)
- Die Kosten könnten in Zukunft weiter steigen aufgrund der alternden Bevölkerung und zunehmender chronischer Erkrankungen
Welche Rolle spielen Pflegekräfte bei der Versorgung chronischer Wunden?
Pflegekräfte spielen eine entscheidende Rolle bei der Versorgung chronischer Wunden:
- Sie führen regelmäßige Wundbeurteilungen und -dokumentationen durch
- Sie wenden spezielle Wundauflagen und Therapien an
- Sie schulen Patienten und Angehörige in der Selbstpflege
- Sie koordinieren die interdisziplinäre Zusammenarbeit im Behandlungsteam
- Sie leisten psychosoziale Unterstützung für die Betroffenen
Wie beeinflussen chronische Wunden die Lebensqualität der Betroffenen?
Chronische Wunden können die Lebensqualität erheblich beeinträchtigen:
- Sie verursachen oft starke Schmerzen
- Sie können zu Mobilitätseinschränkungen führen
- Der unangenehme Geruch kann zu sozialer Isolation führen
- Betroffene leiden häufig unter psychischen Belastungen wie Angst und Depression
- Die ständige Pflege und Behandlung kann den Alltag stark beeinflussen
Welche neuen Therapieansätze gibt es für die Zukunft?
Vielversprechende neue Therapieansätze für die Zukunft sind:
- Weiterentwicklung der Kaltplasma-Therapie
- Einsatz von biotechnologisch gewonnener Nanocellulose in Kombination mit Naturstoffen
- Fortschritte in der Plasmamedizin
- Entwicklung neuer Wundauflagen mit verbesserten Eigenschaften
- Personalisierte Behandlungsansätze basierend auf genetischen und molekularen Markern