Wenn die Hand nicht mehr mitmacht – Das Karpaltunnelsyndrom

Wenn die Hand nicht mehr mitmacht – Leben mit Karpaltunnelsyndrom
Frau Meyer, 48 Jahre alt, ist eine engagierte Sekretärin in einer großen Anwaltskanzlei. Seit über 20 Jahren ist sie in diesem Beruf tätig, und ihre Tage sind geprägt von stundenlangem Tippen, Telefonieren und dem Jonglieren von Dokumenten. Ihre Effizienz und ihr Organisationstalent haben ihr nicht nur den Respekt ihrer Kollegen, sondern auch eine Beförderung eingebracht. Doch seit einigen Monaten bemerkt sie ein unangenehmes Kribbeln in ihrer rechten Hand, das vor allem nachts auftritt. Anfangs ignoriert sie die Symptome und schiebt sie auf ihre lange Bildschirmarbeit.
Mit der Zeit wird das Kribbeln intensiver und geht in stechende Schmerzen über. Frau Meyer wacht nachts auf, weil ihre Hand taub ist, und es dauert eine Weile, bis sie die Beweglichkeit wiedererlangt. Morgens hat sie oft Schwierigkeiten, eine Kaffeetasse zu heben oder ihre Haare zu frisieren. Ihre Lebensqualität leidet, und sie beginnt, sich Sorgen zu machen. Sie fragt sich, ob dies die Folgen ihrer jahrelangen Arbeit am Computer sind.
Der Besuch beim Orthopäden und Unfallchirurgen
Nach einer schlaflosen Nacht, in der die Schmerzen besonders schlimm sind, beschließt sie, einen Orthopäden und Unfallchirurgen aufzusuchen. Der Mediziner hört aufmerksam zu, während Frau Meyer ihre Symptome schildert. Er erklärt, dass es sich um ein Karpaltunnelsyndrom handeln könnte – eine Erkrankung, bei der der Mittelarmnerv (Nervus medianus) im Handgelenk eingeengt wird. Frau Meyer ist überrascht, denn sie hat nie zuvor von dieser Erkrankung gehört. Der Arzt schildert, dass der Nerv durch den sogenannten Karpaltunnel verläuft, einen engen Kanal, der von Knochen und Bändern begrenzt wird. Wenn der Druck in diesem Tunnel steigt, sei dies häufig auf Überlastung, Entzündungen oder hormonelle Veränderungen zurückzuführen.
Um die Diagnose zu bestätigen, führt der Arzt einige Tests durch. Er beginnt mit dem Phalen-Test, bei dem Frau Meyer ihre Handgelenke für eine Minute in einer bestimmten Position halten muss. Während sie das tut, spürt sie ein verstärktes Kribbeln in den Fingern. Der Arzt erklärt, dass dies ein Hinweis auf eine Nervenkompression ist. Auch der Tinel-Test, bei dem der Arzt sanft auf den Nerv klopft, bringt ähnliche Symptome zum Vorschein. Schließlich empfiehlt er eine Nervenleitgeschwindigkeitsmessung, um die Schwere der Schädigung zu bestimmen.
Die Diagnose und ihre Folgen
Die Ergebnisse sind eindeutig: Frau Meyer hat ein Karpaltunnelsyndrom, das in einem fortgeschrittenen Stadium ist. Der Arzt erklärt ihr die verschiedenen Behandlungsmöglichkeiten. Zunächst empfiehlt er eine konservative Therapie, die aus einer Handgelenkschiene besteht, die sie nachts tragen soll, um das Handgelenk in einer neutralen Position zu halten und den Druck auf den Nerv zu reduzieren. Außerdem wird ihr Physiotherapie empfohlen, um die Muskulatur zu stärken und die Beweglichkeit zu fördern.
Frau Meyer ist erleichtert, dass es eine Möglichkeit gibt, ihre Symptome zu lindern. Sie beginnt sofort mit der Therapie und merkt, dass die Schiene zwar unangenehm ist, aber ihr tatsächlich hilft, die Schmerzen zu reduzieren. Sie lernt auch, wie wichtig es ist, regelmäßig Pausen bei der Arbeit einzulegen und ihre Hände zu dehnen. Doch trotz aller Bemühungen verschlechtern sich die Symptome weiter. Nach einigen Monaten ist sie frustriert, da die Schmerzen zurückkehren und sie Schwierigkeiten hat, ihre Arbeit so effizient wie früher zu erledigen.
Der Weg zur Operation
Nach einem erneuten Besuch beim Orthopäden und Unfallchirurgen, der ihre anhaltenden Beschwerden in Betracht zieht, entscheidet sich Frau Meyer schließlich für eine Operation. Der Arzt erklärt den Eingriff, bei dem das Band, das den Karpaltunnel begrenzt, durchtrennt wird, um den Nerv zu entlasten. Sie ist nervös, aber gleichzeitig auch erleichtert, dass es eine Lösung gibt. Am Tag der Operation ist sie aufgeregt, aber die Mitarbeiter im Krankenhaus beruhigen sie und erklären den Ablauf.

Die Operation verläuft gut, und Frau Meyer kann bereits nach wenigen Stunden nach Hause. Sie erhält Anweisungen zur Nachsorge, einschließlich der Verwendung einer speziellen Schiene und regelmäßiger Bewegungsübungen. In den ersten Tagen nach der Operation ist sie vorsichtig und versucht, ihre Hand nicht zu überlasten, während sie gleichzeitig die Fortschritte überwacht.
Die Rehabilitation und Rückkehr zur Normalität
Nach etwa zwei Wochen beginnt Frau Meyer, ihre Hand wieder zu benutzen. Die Schmerzen sind kaum noch spürbar, und das Kribbeln ist verschwunden. Bei der Nachuntersuchung ist der Arzt zufrieden mit dem Heilungsprozess. Er gibt ihr einige Übungen mit auf den Weg, um die Beweglichkeit und Kraft ihrer Hand weiter zu fördern. Frau Meyer ist motiviert und macht die Übungen regelmäßig, während sie gleichzeitig darauf achtet, ergonomische Hilfsmittel am Arbeitsplatz zu nutzen.
Nach mehreren Wochen kann sie wieder in die Kanzlei zurückkehren. Die ersten Tage sind eine Herausforderung, da sie sich daran gewöhnen muss, ihre Hand wieder normal zu benutzen. Doch sie merkt schnell, dass sie viel weniger Schmerzen hat und ihre Finger wieder problemlos bewegen kann. Sie ist begeistert, wieder ihre gewohnten Aufgaben zu erfüllen und gleichzeitig ihre Gesundheit im Blick zu behalten.
Ein neues Bewusstsein für Gesundheit
Heute, einige Monate nach der Operation, sagt Frau Meyer: „Ich hätte viel früher zum Arzt gehen sollen. Jetzt weiß ich, wie wichtig es ist, auf die Signale des Körpers zu hören.“ Sie ist dankbar für die Unterstützung, die sie erhalten hat, und hat ihr Bewusstsein für ergonomisches Arbeiten geschärft. Sie hat gelernt, wie wichtig Pausen sind und welche Rolle eine gesunde Handhaltung spielt. Mit einem neuen Lebensstil hat sie nicht nur ihre Hand, sondern auch ihre allgemeine Lebensqualität verbessert.
Diese Geschichte zeigt, wie wichtig eine frühzeitige Diagnose und Behandlung beim Karpaltunnelsyndrom ist. Mit der richtigen Therapie kann die Lebensqualität der Betroffenen erheblich verbessert werden. Frau Meyer ist ein Beispiel dafür, dass es nie zu spät ist, auf seinen Körper zu hören und die notwendigen Schritte zu unternehmen, um ein gesundes und aktives Leben zu führen.
Quelle: Berufsverband für Orthopädie und Unfallchirurgie e.V. (BVOU)