Schmerzfrei nach der Rücken-OP: Die ungestörte Heilung

Rückenschmerzen sind seit Menschengedenken ein leidvolles Thema. Eine Operation ist leider oftmals die letzte Lösung. In der Heilungsphase sollten Sie neben dem rückengerechten Verhalten und regelmäßiger Übungen auch die Symptome und die Nervenfunktionen Ihres Rückens beobachten. In der 7–teiligen Serie „Schmerzfrei nach der Rücken-OP“ erhalten Sie wertvolle Informationen zu diesem Thema.
©joyfotoliakid - stock.adobe.com

Die ungestörte Heilung

Nach einer Operation bedarf es besonderer Vorsicht, damit Heilung und Narbenbildung ungestört verlaufen.

Gerade in der ersten postoperativen Phase stehen die Wundheilung, die Schmerzprophylaxe, die Regelung der Verdauung und die vorsichtige Mobilisierung unter Vermeidung von Fehlbewegungen im Vordergrund.

Wundheilung und Wundmanagement

Eine Wirbelsäulenoperation kann sehr blutig sein, weil das Venengeflecht im Spinalkanal blutreich ist. Deshalb wird häufig ein kleiner Schlauch (Redon) in die Wunde eingelegt, damit das Blut abfließen kann. Dieser Schlauch wird 1–2 Tage nach der Operation gezogen, was unangenehm sein kann, aber nach eigener (mehrfacher) Erfahrung auszuhalten ist. Oft werden Sie auch gebeten, in den ersten Tagen flach auf dem Rücken zu liegen, damit die Blutung etwas komprimiert wird. In dieser Zeit wird der Verband allerdings noch stärker Blut aufsaugen, machen Sie sich keine Sorgen, das ist normal.

Achtung: Wunden, die stark Flüssigkeit absondern (sezernieren), sind infektionsgefährdet, weil hier Keime und Bakterien von außen in den Rückenmarkskanal eindringen können.

Die Wunde am Rücken bzw. am Hals können Sie nicht selbst versorgen, dies muss bis zur Fäden- bzw. Klammerentfernung von Fachleuten durchgeführt werden. Duschen ist 10–14 Tage lang nur mit einem wasserfesten Pflaster erlaubt. Nach dem Duschen sollten Sie wieder ein luftdurchlässiges Pflaster anbringen, denn unter den meisten Duschpflastern kann sich Sekret ansammeln, das einen Nährboden für Bakterien bildet. Die Gefahr einer Infektion der Wunde, vielleicht sogar auch des Spinalkanals, durch eindringende Bakterien darf man nicht unterschätzen.

Eine reizlose Narbe ist nach 10–14 Tagen sicher geschlossen, sodass die Wundfäden entfernt werden können. Häufig bleibt die Narbe auch danach noch etwas geschwollen, was meist an dem darunter befindlichen Bluterguss liegt. Auch dies ist ein Zeichen, dass Sie sich auch tagsüber 3- bis 4-mal hinlegen und den Rücken schonen sollten.

Achtung: Rötet sich die Haut um die Wunde zunehmend und tritt vermehrt Flüssigkeit (oder sogar Eiter) aus, müssen Sie sich unversehens zum Arzt begeben. Eine Infektion in diesem Gebiet ist eine schwerwiegende Komplikation.

Nervenregeneration

Gefühlsstörungen oder gar Lähmungen, die vor der OP bestanden, sind postoperativ meist noch vorhanden, vielleicht aber schon in geminderter Ausprägung, weil sich der Nerv nun langsam erholen kann. Ein Nerv besteht aus vielen einzelnen Nervenfasern und einer Nervenhülle, die wie bei einem Telefonkabel die Fasern und Bündel umhüllt. Ein starker Druck oder eine andere Verletzung können die Nervenfasern teilweise (Stadium 1) oder ganz (Stadium 2) unterbrechen. In beiden Fällen wachsen glücklicherweise innerhalb der Hüllstruktur die Nervenfasern wieder nach – ähnlich wie die Wurzeln bei einem Baum – und zwar mit einer Geschwindigkeit von etwa 5–8 Millimetern pro Woche. Damit können Sie ausrechnen, wann das Gefühl im großen Zeh zurückkommt, wenn in der Lendenwirbelsäule ein Nerv operativ befreit wurde: erst nach vielen Monaten. Die Nervenregeneration kann bis zu 2 Jahre dauern.

Ist auch die Hüllstruktur des Nervs komplett zerrissen (Stadium 3), kann die Regeneration auch ganz verhindert sein. Auch zu langes Abwarten über viele Wochen kann in den Schädigungsstadien 1 und 2 die Nervenregenration hemmen.

Nervenaktivierung mit elektrischem Strom

Bei einer Elektro-Myo-Stimulation (EMS) des Muskels führen schwache Stromimpulse von Elektroden, die auf der Haut liegen, zu einer Kontraktion des Muskels. Dies macht man sich bei Lähmungen bzw. Teillähmungen eines Muskels zunutze, um einen Muskel trotz fehlender Nervenversorgung (etwa bei einem geschädigten Nerven im Rückenbereich) zu trainieren.

Zwar regeneriert sich der Nerv oft nach vielen Wochen und gewinnt seine Funktion zurück, in der Zwischenzeit ist aber der untätige Muskel dünn geworden (atrophiert) und die Synapsen (Verbindungen vom Nerv zum Muskel) sind verschwunden. Der nach einigen Monaten wieder funktionsfähige Nerv trifft dann auf einen ausgeprägten Muskelabbau mit Umwandlung in Fettzellen. Dann kann auch ein komplett geheilter Nerv die Muskelfunktion nicht wiederherstellen, denn Fettzellen wandeln sich nicht mehr in Muskeln zurück. Daher sollte so früh wie möglich mit der täglichen Elektro-Myo-Stimulation (EMS) begonnen werden.

Knochenheilung

Bei Knochenbrüchen der Wirbelkörper dauert es mindestens 8–12 Wochen, bis der Knochen verheilt ist. Bei komplizierten Brüchen mit vielen Bruchstücken oder bei ständiger Bewegung und Instabilität im Frakturbereich oder bei schlechter Durchblutung kann dies länger dauern. Auch nach Verschraubung und Einbringen von Knochenspänen zur Stabilisierung eines Wirbelsegments sollten Sie mit einer langen Einheilungszeit rechnen.

Wenn dagegen bei osteoporotischen Knochenbrüchen der Wirbelkörper mit Knochenzement ausgefüllt ist, kann dieses Segment eigentlich schon nach 15 Minuten belastet werden. Dann ist der Knochenzement fest. Jedoch entscheidet auch hier Ihr Arzt, wann und wie stark Sie das operierte Wirbelsegment belasten dürfen.

Heilung nach Operation einer Spinalkanalstenose

Eigentlich kann die Wirbelsäule nach der Operation einer spinalen Stenose bald wieder belastet werden. Es ist davon abhängig, wie viel Gewebe vom Knochen, von den Bändern oder anderen Strukturen entfernt wurde.

Weitere Heilungsvorgänge an der Wirbelsäule

Die Heilung nach Verödung der kleinen Wirbelgelenke ist schon nach wenigen Tagen vorangeschritten. Werden die Gelenkschleimhäute der kleinen Wirbelgelenke mit Thermosonden, Radiofrequenz oder anderen endoskopischen Verfahren behandelt (bzw. verödet), oder werden kleine Knochenvorsprünge an den Dorn- oder Querfortsätzen entfernt, ist nach der Wundheilung keine besondere Maßnahme erforderlich.

Weitere Informationen zur Heilung und richtiges Verhalten nach einer Rückenoperation sowie Tipps zur Alltagsbewältigung finden Sie in dem Buch „Schmerzfrei & aktiv nach der Rücken-OP“ von Dr. med. Christoph Schönle.

Informationen zum Buch

Schmerzfrei & aktiv nach der Rücken-OP, ISBN: 9783432115412, Autor: Dr. med. Christoph Schönle, 160 Seiten, Preis: 19,99 €

Ärzte auf Orthinform in Ihrer Umgebung

Passende Lexikonartikel

Fehler: Ihr Standort konnte nicht ermittelt werden.

Leider konnten wir mit Hilfe des Browsers Ihren ungefähren Standort nicht ermitteln, weitere Informationen erhalten sie auf der Seite aktueller Standort.