Volkskrankheiten Handynacken und Handy-Horn

Der Handynacken als Überlastung der Halswirbelsäule durch einen ständig geneigten Kopf und einhergehende Verspannungen und Schmerzen ist bereits seit mehreren Jahren in der Orthopädie und Unfallchirurgie ein festerstehender Begriff. Eine neue Studie zeigt zusätzlich eine Veränderung am Kopfknochen durch exzessiven Handykonsum. 50 Prozent der Studienteilnehmer wuchsen 3cm große Hörner am unteren Schädel.
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Dr. Christian Hausschild Landesvorsitzender von Schleswig-Holstein im Berufsverband für Orthopädie und Unfallchirurgie, dem die Röntgenbilder der Studie vorliegen, vermutet eine Sehnenverknöcherungen, die in ähnlicher Form am Fuß bei ständiger dynamischer Belastung als Fersensporn bekannt sind.

Im Unterschied zum Lesen eines Buches, findet die Handybenutzung häufig im Stehen oder Gehen statt. Dazu ist ein permanenter Wechsel zwischen Kopfsenkung und Aufrichtung nötig – auch damit der Smartphone-Nutzer Hindernissen ausweichen kann. Dieser ständig wechselnde Zug der Sehne auf die Knochenhaut führt zur Kalzifizierung.

Gefährlich sind die Verknöcherungen nicht. Aber die Sporne können weiterwachsen. Sie verkürzen die elastischen Anteile der Halsmuskulatur, was zu einer möglichen Einschränkung der Kopfbeweglichkeit führt.

Wie beugt man nun einem Handynacken oder Handyhorn vor?

Man sollte das Smartphone nicht benutzen, wenn man geht oder steht, etwa im Straßenverkehr – das wäre auch wichtig, um Unfälle zu vermeiden. Wer unterwegs auf das Handy starrt, vollzieht die Kopfbewegung nach vorne ausschließlich über den Nacken beziehungsweise über die Halswirbelsäule, bei ansonsten starrer Haltung.

Gerade dieses unnatürliche, steife Überstrecken übt einen starken Zug auf die Knochenhaut aus. Besser wäre, wie Dr. Hauschild vermutet, denn dazu gibt es noch keine Studie: entspannt im Sitzen lesen, dann gibt es beim Vorbeugen Richtung Smartphone keinen Knick im Nacken , sondern die Neigung verläuft harmonisch über die ganze Wirbelsäule und das Brustbein. (Quelle: Interview mit Focus online)

Professor Bernd Kladny, stellvertretender DGOU-Generalsekretär, sagt zum Thema Rückengesundheit: „Der Mensch ist eigentlich ein Lauf- und Bewegungstier. Aber heutzutage sitzen wir viel zu viel – und falsch. Viele Rückenleiden könnten verhindert werden, wenn wir durch regelmäßigen Sport und Ausgleich mehr in unsere Muskulatur investieren würden. Da kann jeder sehr viel für sich tun!“

Rückenschmerz ist eine Volkskrankheit. Fast zwei Drittel aller Deutschen sind betroffen. „Gezieltes Rückentraining, schon vom Kindesalter an, ist der wirksamste Schutz vor Rückenbeschwerden im Erwachsenenalter“, sagt Prof. Dr. Joachim Grifka, Direktor der Orthopädischen Universitätsklinik Regensburg.

Die Aktion Orthofit, die sich bislang mit der Kampangne "Zeigt her Eure Füße" um die gesunde Fußentwicklung bei Schulkindern befasst hat, wird mit der Kampagne zur gesunden Entwickung der Wirbelsäule „Haltung zeigen“ erweitert. Online-Videos für ein Trainings- und Präventionsprogramm sind abrufbar unter: Aktion-Orthofit.de.

Die Deutsche Gesellschaft für Orthopädie und Unfallchirurgie empfiehlt zur Vorbeugung: Eine untrainierte Rückenmuskulatur begünstigt den Handynacken. Ob vor dem Smartphone, am Schreibtisch oder über den Büchern: Orthopäden und Unfallchirurgen geben folgende Tipps, um eine Überlastung der Halswirbelsäule zu vermeiden:

  • Regelmäßig Pausen einlegen und zwischendurch Lockerungsübungen machen: Den Kopf von rechts nach links bewegen und das Ohr zur jeweiligen Schulter senken, bis ein Zug in der Halswirbelsäule spürbar wird. Den Kopf nach oben strecken und die Schultern nach unten ziehen.
  • Mobile Geräte näher vor das Gesicht bringen und lieber die Augen senken als Kopf und Nacken. Immer wieder die Haltung überprüfen und diese gegebenenfalls korrigieren.
  • Auf die richtige Sitzposition am Schreibtisch achten: Wer im Berufsalltag viele Stunden am Computerbildschirm arbeiten muss, sollte eine rückenfreundliche Grundhaltung einnehmen. Denn nach Stunden vor dem PC sacken viele in sich zusammen, was zu Rückenschmerzen führen kann. Deshalb ist es besser, mit entspannten Schultern gerade zu sitzen und dabei die Füße am Boden nebeneinander zu stellen. Zwei- bis dreimaliges Aufstehen in der Stunde fördert dynamisches, rückenfreundliches Sitzen. Da im Idealfall die oberste Bildschirmzeile unterhalb der Augenhöhe liegen sollte, sind höhenverstellbare Stühle und Bildschirme sinnvoll.
  • Zur Stärkung der Muskulatur mindestens ein- bis zweimal in der Woche Sport treiben: Ideal sind Schwimmen, Pilates, Walking oder Yoga.
  • Den Rücken stärken durch Rückengymnastik: Übungen zur Stärkung der Rückenmuskulatur sollten in den täglichen Tagesablauf eingebaut werden. Die Rückenschulen-Angebote der Krankenkassen bieten Anregungen.
  • Bewegung im Alltag fördern: Viele Menschen unterschätzen, dass schon leicht umzusetzende Aktivitäten die Rückenmuskulatur stärken. Wer also viel sitzt, sollte jede Gelegenheit nutzen, um sich zu bewegen, beispielsweise die Rolltreppe meiden und Treppen steigen, kurze Strecken zu Fuß oder mit dem Rad zurücklegen anstatt mit dem Auto zu fahren.
  • Falsche Bewegungen vermeiden: Beim Heben schwerer Gegenstände in die Knie gehen und dabei den Rücken gerade halten. Das schont den Rücken und die Bandscheiben.

(Quelle: DGOU Pressemitteilung)

Quellen:

www.focus.de/gesundheit

www.dgou.de/pressemitteilungen

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