Hüftschnupfen
Beim Hüftschnupfen, auch Coxitis fugax genannt, handelt es sich um eine Entzündung des Hüftgelenks, die meist bei Kindern im Alter zwischen drei und zehn Jahren auftritt. In der Regel verläuft die Erkrankung harmlos und klingt nach ein bis zwei Wochen wieder ab. Allerdings sollten andere schwerwiegende Krankheiten als Ursache der Symptome ausgeschlossen werden.
Definition
Der Hüftschnupfen auch bekannt unter Coxitis fugax ist eine abakterielle, keimfreie Entzündung des Hüftgelenks im Kindesalter und heilt in der Regel folgenlos aus.
Anamnese und Infektionsweg
Häufig litt das Kind zuvor an einem Virusinfekt im Nasen-Rachen-Raum oder im Magen-Darm-Trakt. Typischerweise tritt die Erkrankung zwei bis drei Wochen nach einem Infekt des Nasen-Rachen-Raumes auf. Betroffen sind vor allem Kinder im Kleinkindalter, da in diesem Alter Infekte wie Schnupfen und Husten bei engem Kontakt zu anderen Kindern häufig auftreten. Viren verbreiten sich generell durch ‚Tröpfchenübertragung‘ im Nasen- Rachen-Raum beziehungsweise durch Schmierinfektionen über Hände und Mund. Über den Blutweg gelangen diese Viren in das Hüftgelenk, da bis zum 3. Lebensjahr die fugenkreuzenden Gefäße noch geöffnet sind. Es können jedoch auch ältere Kinder im Vorschul- und Grundschulalter betroffen sein. Die Erkrankung kommt nicht familiär gehäuft vor und es besteht keine Ansteckungsgefahr.
Klinik
Gewöhnlich tritt der Hüftschnupfen einseitig auf. Dies trifft für 95 % der Fälle zu. Das Kind klagt plötzlich über Schmerzen in der Leiste und die aktive Beweglichkeit des betroffenen Hüftgelenks ist deutlich eingeschränkt. Dies kann in einem hinkenden Gangbild resultieren, das Kind möchte getragen werden. Der Schmerz strahlt in den gleichseitigen Oberschenkel und das gleichseitige Kniegelenk aus. Das Kind ist fieberfrei und wirkt ansonsten nicht krank.
Diagnostik
Arthrosonographie
Auf jeden Fall sollte eine Arthrosonographie (Ultraschalluntersuchung) durchgeführt werden, um einen Gelenkerguss, eine Flüssigkeitsansammlung zwischen Kapsel und Femurknochen nachzuweisen. Diese Untersuchung ist für das Kind nicht belastend, da nicht schmerzhaft und ohne jegliche Strahlenbelastung. Als positiven Nebeneffekt wird das kühlende Ultraschallgel als angenehm empfunden.
Labor
Mittels einer Laboruntersuchung (Blutbild, C-reaktives Protein und Blutkörperchensenkungsgeschwindigkeit) kann eine Entzündung diagnostiziert werden.
Röntgen
Röntgenuntersuchung sind nicht zwingend erforderlich und sollten auf das Notwendigste beschränkt bleiben. Mittels Röntgenuntersuchung werden im Verlauf andere kindliche Hüfterkrankungen, z.B. Hüftdysplasie, Coxa valga et antetorta, Morbus Legg-Calve-Perthes oder beim älteren Kind auch eine Epiphysenfugenlösung (Epiphyseolysis capitis femoris acuta bzw Epiphyseolysis capitis lenta) ausgeschlossen.
Magnetresonanztomographie (MRT)
Diese Untersuchung bringt im akuten Zustand keine zusätzliche Information, die nicht auch durch Zuhören, klinische Untersuchung, Labordiagnostik und Arthrosonographie erbracht werden kann.
Außerdem steht diese Untersuchung nicht jederzeit zur Verfügung. Der Arzt, die Ärztin und die Eltern erhalten nicht sofort eine Diagnose, wie dies bei der Arthrosonographie der Fall ist. Kleinkinder oder Kinder im Vorschulalter haben oft Angst in einem MRT und müssten medikamentös sediert, ‚ruhiggestellt‘, werden. MRT Untersuchungen sind hilfreich im Verlauf, sofern es bei persistierenden also bleibenden Beschwerden über 14 Tage
Differentialdiagnose / andere Erkrankungen am Hüftgelenk
Bleibt die Symptomatik über 14 Tage bestehen, müssen weitere Untersuchungen erfolgen und wie bereits unter Röntgen beschrieben Differentialdiagnosen auf kinderorthopädischem Gebiet ausgeschlossen werden. Diese kindlichen Hüfterkrankungen sind wachstumsbedingt. Folgen von Traumen, z.B. Knochenbrüche können vorliegen. Bei Morgensteifigkeit oder andere entzündlichen Gelenkmanifestationen oder Organbeteiligungen sollten kinderrheumatologische Erkankungen ausgeschlossen werden. Reaktive Arthritiden nach anderen Infektionen, z.B. durch einen Zeckenbiß verursacht, Salmonellosen, etc. und Tumoren sollten pädiatrisch ausgeschlossen werden.
Therapie
Je nach Laborergebnis und abhängig von der schmerzhaften Situation kann eine Gelenkpunktion des Hüftgelenks hilfreich sein. Zum einen ist diese für das Kind entlastend, da sich die Schmerzen reduzieren. Zum anderen kann ein bakterieller Infekt ausgeschlossen werden, die Gelenkflüssigkeit kann auf pathogene Keime, Bakterien, etc. untersucht werden.
Der banale Hüftschnupfen heilt in der Regel innerhalb von 10-14 Tagen folgenlos aus.
Eine Ruhigstellung mittels Teilbelastung an UA-Gehstützen kann schmerzlindernd helfen, ist jedoch meist erst im Vorschulalter / Grundschulalter möglich. Hilfreich sind Schmerzmittel wie Paracetamol oder auch Antiphlogistika wie Nurofen Saft gewichtsadaptiert, nach Maßgabe des behandelnden Arztes bzw. der behandelnden Ärztin in der Regel über 7 Tage und Sportkarenz.
Nach dreiwöchiger Schonung oder 5 Tage nach Absetzen der siebentägigen antiphlogistischen Therapie sollte eine Arthrosonographie im Verlauf durchgeführt werden. Bei weiterhin nachweisbarem Gelenkerguß sollte ein MRT durchgeführt werden.
So spontan wie der Hüftschnupfen aufgetreten ist, so spontan klingt er auch wieder ab.