Golforthopädie

Der Golfsport, mit Ursprung im 15. / 16. Jahrhundert in Schottland, wird zunehmend auch in Deutschland zur Volkssportart. Schon mehr als 650.000 Golfspieler, über ein Drittel davon Frauen, haben hierzulande die Faszination des Golfspiels für sich entdeckt. Vor diesem Hintergrund sieht man im sportmedizinischen Bereich zunehmend Patienten mit Verletzungen und Schäden, die beim Golfspielen oder in der Vorbereitungsphase durch falsch entwickelte Bewegungsmuster entstanden sind und eine orthopädisch-unfallchirurgische Behandlung erfordern.

Abb. 1: Golfspieler beim Putten (Quelle: Jacob Lund/Fotolia)

Körperliche Belastung beim Golfsport

Der Golfschwung

Eine fließende harmonische und kontrollierte Drehbewegung des Rumpfes, einschließlich der gleichzeitigen Gewichtsverlagerung von einem auf den anderen Fuß, charakterisieren den aus Rück- und Durchschwung bestehenden idealen Golfschwung.

Der Golfschwung kann vollständig als „voller Schwung“ oder unvollständig als „halber oder Viertel-Schwung“ ausgeführt werden. Während des sehr komplexen Bewegungsablaufs werden fast alle Muskeln bewegt und koordiniert. Die Koordination ist der wesentliche Faktor, um einen optimalen Schwung zu erreichen. Das „Putten“ als Sonderfall des Golfschwunges soll weitgehend nur aus dem Schultergürtel und den Armen heraus als ruhige Pendelbewegung erfolgen.

Leistungsphysiologische Gesichtspunkte

Bedingt durch die Länge der Bahnen und Zwischenwege ergeben sich Gehstrecken von etwa sieben bis elf Kilometern bei einem 18-Loch-Spiel. Der Zeitaufwand beträgt circa vier bis fünf Stunden. Jeder Golfschwung selbst dauert nur etwa zwei Sekunden.

Die Sauerstoffaufnahme steigt während eines Spiels auf das Zwei- bis Vierfache gegenüber dem Grundumsatz an; dies entspricht einem durchschnittlichen Kalorienverbrauch von etwa vier bis fünf Kilokalorien (kcal) pro Minute. Während einer 18-Loch-Runde werden circa 1.500 kcal verbraucht, dies entspricht etwa dem Energieverbrauch bei zweieinhalb Stunden Tennis bzw. zwei Stunden Jogging (bei 10km/h).

Messungen haben ergeben, dass der Cholesterinspiegel nach 18 Löchern um durchschnittlich 15 Prozent und das Körpergewicht um etwa ein Kilogramm reduziert wird. Bei einem Flüssigkeitsverlust von circa zwei Prozent des Körpergewichtes reduziert sich die Ausdauer- und Konzentrationsfähigkeit des Spielers erheblich.

Beanspruchung des Stütz- und Bewegungssystems

Durch die kurzfristigen Spitzenbelastungen während der Schwung- und Schlagbewegung kommt es an nahezu allen Abschnitten des Stütz- und Bewegungsapparates zu kurzzeitig starker Beanspruchung im Gelenk-, Sehnen-, Band- und Muskel-Bereich – von der Hand über das Handgelenk, Ellenbogen, Schultergürtel, die gesamte Wirbelsäule und die Becken-Hüft-Region, bis hin zum Knie und zum Sprunggelenk/Fuß).

Abb. 2: Während des Golfschwungs wird der gesamte Stütz- und Bewegungsapparat kurzfristig stark beansprucht. (Quelle: DHorta/Fotolia)

Als zentrales Stützorgan ist die Wirbelsäule beim Golfen einer besonderen Belastung ausgesetzt: Durch die Rotation beim Rück- und Durchschwung bei gleichzeitiger Vor- und Seitneigung der Wirbelsäule und unter Umständen kombinierter Überstreckung am Ende des Durchschwunges, kommt es zu einer starken Beanspruchung der einzelnen Wirbelsäulenstrukturen, besonders in der Lendenwirbelsäule.

Gesundheitliche Risiken

Insgesamt ist das Verletzungsrisiko durch direktes Trauma, wie zum Beispiel durch Schlägerverletzungen, Ballverletzungen und andere traumatische Vorgänge, im Golfsport gegenüber anderen Sportarten als sehr gering einzustufen.

Chronische Schäden am Bewegungsapparat hingegen sind häufiger anzutreffen.
Gerade im Bereich der Wirbelsäule, die beim Golf besonders beansprucht wird, treten gehäuft Beschwerden auf.

Risiko für die Wirbelsäule

Die Hälfte aller Golfverletzungen und Golfschäden (sowohl bei Amateuren als auch bei Profis) betrifft die Wirbelsäule. Da in unserer heutigen Gesellschaft oft schon Vorschäden an der Wirbelsäule vorhanden sind, ist eine weitere Schädigung ohne vorherige fachgerechte muskuläre Prophylaxe oft nicht zu vermeiden.

Insbesondere bei einer unzureichenden Rumpf- und Beinmuskulatur (mit muskulären Verkürzungen und Dysbalancen) kommt es dann bei unkontrollierten Schwüngen und ohne ein geeignetes Aufwärmen vor dem Spiel zu Blockierungen oder zu Verletzungen an der wirbelsäulennahen Muskulatur.

Selbst beim Putten wird die Rückenstreckmuskulatur statisch derart beansprucht, dass es bei ungenügend entwickelten Muskeln zu einer Verhärtung, einem sogenannten Muskelhartspann, kommen kann.

Risiko für Muskeln und Gelenke

Weitere häufige Beschwerden am Stütz- und Bewegungssystem des Golfsportlers betreffen:

  • Sehnenansatzstörungen der Streck- oder Beugemuskeln am Ellenbogen („Tennisellenbogen“ bzw. „Golferellenbogen“)
  • Schultern (Engpass-Symptomatik, Schleimbeutelentzündungen, Riss der Rotatorenmanschette)
  • Handgelenke (besonders: Sehnenscheidenentzündungen, Karpaltunnelsyndrom)
  • Kniegelenks- und Fußbeschwerden (zum Beispiel bei vorbestehender Knie-Arthrose bzw. Fußdeformitäten)
  • Weitere sogenannte myofasziale Überlastungen

Fast immer sind falsche Technik, Übereifer, mangelhafte Vorbereitung und fehlendes Aufbau- und Ausgleichstraining die Ursache von Beschwerden oder von Verletzungen. Männer sind häufiger betroffen als Frauen, Anfänger wiederum häufiger als fortgeschrittene Golfspieler.

Das Erlernen einer guten Technik unter Anleitung eines Trainers ist wichtig, um einen guten vollen Schwung zu erreichen, aber auch um eine Überbeanspruchung von gesunden und vor allem von vorgeschädigten Strukturen des Stütz- und Bewegungsapparates zu vermeiden.

Gerade das häufige Üben gleichförmiger monotoner Bewegungsabläufe auf der Driving Range ohne ein entsprechendes Ausgleichstraining führt bei vielen Freizeit- und Profisportlern zu Beschwerden. lm Leistungssportbereich wird daher ein mehrstündiges spezielles Kraft-Ausdauer-Training zusätzlich zum täglichen Golf-Trainingspensum durchgeführt (zum Beispiel 200 „lange“, 200 „halbe“ Schläge und eine Stunde Putten).

Golf bei bestehenden Erkrankungen

Grundsätzlich sollte während/nach einer behandlungsbedürftigen Erkrankung und nach einer Operation mit dem behandelnden Arzt die körperliche Belastbarkeit besprochen werden. Gegebenenfalls ist ein mit der Sportart vertrauter Sportmediziner zu befragen.

Golf nach Herzinfarkt und bei Bluthochdruck

Bei stabilem kardialen Befund und beschwerdefreier Leistungsfähigkeit ist bei ergänzendem Ausdauertraining, zum Beispiel Reha-(Kardio-)Sport das wettkampflose Golfspielen nach einem Herzinfarkt in der Regel möglich.

Ist der Bluthochdruck stabil eingestellt, kann das Golfspielen als körperlich geringe Belastung durchgeführt werden. Auch hier ist ein begleitendes Ausdauertraining empfehlenswert. Wettkämpfe mit psychischer und physischer Belastung sollten vermieden werden.

Mehrere Studienkonnten nachweisen, dass sich bei moderatem Golfen Bluthochdruck und Blutfettwerte bessern und das Herzinfarktrisiko sinkt (im Vergleich zu altersgleichen Herzpatienten).

Golf nach Implantation einer Hüftendoprothese

Das Golfspielen ist nach dem Einsatz eines künstlichen Hüftgelenkes im moderaten Rahmen möglich. Auf stärkere Rotationsbewegungen beim Schwung mit ausgeprägter Rechts-Links-Bewegung und starker Belastung der Hüftgelenke sollte aber verzichtet werden. Scherkräfte sollten auf ein Minimum reduziert werden, zum Beispiel durch Schuhe ohne Spikes.

Golf bei Bandscheibenerkrankungen

Grundsätzlich ist Golfsport bei degenerativen Erkrankungen der Wirbelsäule möglich, auch bei Bandscheibenvorwölbungen und -vorfällen. Betont kraftvolle Schwungbewegungen (zum Beispiel ein kräftiges „Finish“) sollten vermieden werden. Ein entsprechendes ergänzendes Ausgleichstraining ist für Golfer mit angeborenen (zum Beispiel Wirbelgleiten) oder degenerativen Rückenproblemen (an den Bandscheiben oder kleinen Wirbelgelenken) unumgänglich.

Gesundheitliche Vorteile des Golfspielens

Golf ist ein äußerst gesunder Sport, der in jedem Lebensalter betrieben werden kann. Einer Studie der Universität Edinburgh zufolge kann das Golfspielen möglicherweise sogar die Lebenserwartung erhöhen. In jedem Fall aktiviert es den Muskel- und Fettstoffwechsel und ermöglicht so positive Trainingseffekte für den gesamten Körper, insbesondere für den Stütz- und Bewegungsapparat. Durch Ausdauerfitness und viel Bewegung an der frischen Luft kann Herz-Kreislauferkrankungen, aber auch Diabetes, Osteoporose oder Atemwegserkrankungen vorgebeugt werden. Auch kann das Golfen einen positiven Einfluss auf die Behandlung dieser Erkrankungen haben.

Abb. 3: Das Golfspiel ist ein Sport für jedes Alter, der die körperliche und auch die geistige Beweglichkeit fördert. (Quelle: Monkey Business/Fotolia)

Außerdem werden auch die im Alter nachlassenden koordinativen Fähigkeiten besonders geschult und bleiben länger erhalten. Dies gilt ebenso für die geistige Fitness. So gibt es beispielsweise eine unterdurchschnittliche Rate an demenziellen Erkrankungen bei Golfern im höheren Lebensalter.

Studien zeigen, dass Golf zudem eine positive Wirkung auf die Psyche eines Sportlers ausübt: Das Golfspiel schult einerseits die Konzentration und lehrt andererseits Gelassenheit. Es wirkt insofern trotz körperlicher Anstrengung auch beruhigend, stresslösend, regenerierend und verbessert die Selbstachtung.

Die Mischung macht`s: Körperliche und geistige Beweglichkeit, Kraft, Ausdauer und Koordination sind beim Golfspiel gefordert und werden gefördert.

Hinweise für Patienten

Dieser Lexikoneintrag enthält nur allgemeine Informationen und darf nicht zur Selbstdiagnose oder -behandlung verwendet werden. Er kann einen Arztbesuch nicht ersetzen.

Off-Label-Use
Hinweis: Die Anwendung des oder der oben genannten Arzneimittel ist für die aufgeführten Indikationen eventuell nicht offiziell zugelassen. Es handelt sich in diesem Fall um einen sogenannten Off-Label-Use des Präparates, der von gesetzlichen oder privaten Krankenkassen oder Beihilfen in der Regel nicht erstattet wird.
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Umstrittene Wirksamkeit
Hinweis: Bei den oben aufgeführten Diagnose- bzw. Behandlungsverfahren kann es sich eventuell um wissenschaftlich umstrittene und derzeit nicht von allen Experten wissenschaftlich anerkannte Methoden handeln. Die Kosten dieser Anwendungen werden von gesetzlichen oder privaten Krankenkassen oder Beihilfen in der Regel nicht erstattet.
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